Samstag, 24. September 2011

Gokartfahrende Rüeblitorten im Zoo

Vor ein paar Wochen waren wir im Zoo in der Stadt. Abgesehen davon, dass sehr viele Besucher dort waren, der Zoo verglichen mit den Nationalparks nichts Spezielles ist und ich wegen meiner Hautfarbe mal wieder einen 25mal höheren Eintrittspreis bezahlen musste, war es doch ein ganz gelungener Ausflug.

Thania, ihr Cousin Clark, ihr Bruder Toky, ihre Schwester Sasa und ihr Nachbar Cidy (v. l.).
Einige schöne Aussichten gab es aber schon, auch wenn sich der Zoo mitten in der Stadt befindet. Im Hintergrund auf dem Hügel das Rova (Königspalast).
Die wohl bekannteste (oder zumindest durch seinen schwarz-weiss-geringelten Schwanz sehr auffällige) Lemurenart, der Katta.
Zu meinem Geburtstag - beziehungsweise zwei Tage davor, da er auf einen Montag fiel (übrigens vielen Dank für all die Glückwünsche) - haben Thania und ich eine Rüeblitorte - was sonst?! - gebacken. Das haben wir bei ihr zu Hause auf madagassische Art gemacht, sprich, ohne Strom, Gas oder Backofen. Die untenstehenden Fotos sind Zeugnis dieser hohen Backkunst.
Hochkonzentriert bei der Arbeit.
Schritt 1: Sand in einen grossen Topf füllen und diesen erhitzen. Schritt 2: Den Teig in der Kuchenform auf den Sand stellen.
Schritt 3: Den Deckel verkehrt auf die Pfanne legen und mit Kohle bedecken. Schritt 4: Warten.
Voilà, der fertige Kuchen. Ob er sich sehen lässt, beurteilt selber. Aber geschmeckt hat er auf jeden Fall sehr.
Antennen für den Fernsehempfang - Kabelfernsehen gibt es hier nicht. Mein Chef musste sogar sein Internetabonnement wechseln, weil ihm ständig die Telefonleitungen geklaut wurden und es der Telefongesellschaft irgendwann mal zu bunt wurde, diese immer wieder zu ersetzen.
Es wird langsam wärmer hier in Tana und auch grüner. Die Regenzeit lässt nicht mehr lange auf sich warten.
Richard, der Schweizer Zivi, hat uns letztes Wochenende zum Gokartfahren eingeladen! Die madagassischen Arbeitskollegen haben sich sehr darüber gefreut. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass sie einen so coolen Ausflug unternehmen können.
Im ganzen waren wir 8 Leute. Einem gelungenen Rennen stand also nichts im Weg. Hier bei der Inspektion der Fahrzeuge.
Und los gehts! Obwohl ich im Ganzen gesehen eher mässig abgeschnitten habe, hat es doch sehr Spass gemacht.
So, das war es auch schon wieder für dieses mal. Habt alle ein schönes Wochenende!
Matthias

Dienstag, 13. September 2011

In den Köpfen

Was in den Köpfen anderer Leute so vorgeht und wie sie ticken, das ist ja allgemein nicht einfach zu beurteilen. In einem fremden Land mit seinen Menschen und seiner eigenen Kultur ist das natürlich noch um einiges schwieriger. Obwohl für mich hier in Madagaskar nicht mehr alles ganz neu ist, ist trotzdem vieles noch nicht hundertprozentig klar. Etwas ist aber ganz sicher unauslöschlich in den Köpfen der Menschen hier eingebrannt: "Ausländer sind reich". Das ist ja an sich ein harmloser und nicht bös gemeinter Gedanke, zumal meist wahr, wenn man bedenkt, dass die meisten Ausländer hier viel besser leben als ein Grossteil der Einheimischen. Dies kann dann jedoch zu belustigenden, aber teils auch ärgerlichen Situationen führen, wie nachfolgend geschildert:

Thanias Mutter hat sich mit dem Datum zur Bezahlung der Schulgebühren ihres Sohnes (also Thanias Bruder) geirrt. Als sie sich dessen gewahr wurde, hat natürlich so kurzfristig das Geld gefehlt. Also hat Thania einen Freund gebeten, ihr zu helfen, sprich, ihr Geld auszuleihen. Seine nüchterne Antwort: "Warum sollte ich dir Geld ausleihen, wo doch dein Freund ein Vazaha (Ausländer/Weisser) ist?" Laut Thania waren dies typisch madagassische Überlegungen, über die sie in dieser Situation aber ganz und gar nicht erfreut war. Aber es geht noch weiter: Kommt sie also nach Hause und sagt beim Abendessen, dass es doch Leute mit schlechtem Charakter gibt. Meint ihr Vater dazu: "Ja wirklich, gerade war ich bei meinem Schwager, um Geld auszuleihen, da meinte der, dass er mir nicht hilft, weil mein Schwiegersohn ein Vazaha ist". (Anm. d. Red.: der Schwager hat von Schwiegersohn gesprochen, nicht ich...) Die Geschichte ist übrigens gut ausgegangen, sie können das Geld ein bisschen später einzahlen.

Nun, dies war eine eher lustige Situation - wenigstens für mich, Thania hingegen war nicht so erfreut. Ärgerlicher wird es aber meist, wenn ich mit Thania durch die Strassen spaziere. Das geht nämlich nie ohne irgendwelche Kommentare von Leuten, die wir unterwegs kreuzen. Die reichen von "Du würdest auch besser einen Madagassen als Freund nehmen", über "Ah, der Vazaha ist ja noch jung, dann passt das ganz gut" bis hin zu Sprüchen der untersten Schublade, die ich Euch ersparen möchte. Dazu muss angemerkt werden, dass oft alte Ausländer eine ganz junge madagassische Freundin haben, die vom Alter her ihre Tochter sein könnte. Für mich also verständlich, machen die Leute ihrem Unmut Luft, wenn sie uns sehen (allerdings in diesem Fall zu Unrecht, finde ich). Darum freue ich mich auf den Tag, an dem ich all das, was sie sagen, gut verstehe und auch die richtige Antwort parat habe. Normalerweise sollte ich ja über solchen Sprüchen stehen, aber es juckt mich schaurig unter den Fingernägeln, denen Paroli zu bieten und sie verdutzt stehen zu lassen (denn die meisten rechnen nicht damit, dass Ausländer Madagassisch sprechen). Dies ist also eine weitere Motivation für mich, die Sprache so schnell und gut wie möglich zu lernen.

Soviel also zu den Problemchen und Sörglein, die man hier als Weisser mit einer madagassischen Freundin hat (verglichen mit der Schweiz, wo ich es noch nie erlebt habe, dass man von jemandem so ungeniert angesprochen wird). Abgesehen davon fühle ich mich hier aber sehr wohl und meist überwiegen die positiven Erlebnisse und Eindrücke ohnehin, sodass die negativen Situationen leicht wegzustecken sind.

Und zum Abschluss noch ein paar Bilder, denn nur Text ist ja langweilig:

Neulich beim Fondueplausch. Jetzt habe ich schon dreimal Fondue gegessen, seit ich hier in Madagaskar bin. Das ist einer der Vorteile, dass immer neue Zivildienstler kommen.

Zu Besuch bei alten Bekannten, wisst Ihr noch, wo das ist? Dort habe ich letztes mal für mehr als ein halbes Jahr gelebt.

Geändert hat sich seither nicht viel. Ausser den Kindern natürlich und der Tatsache, dass sie im Haus jetzt endlich Strom haben.

Michel, der neue Schweizer Zivi, hat uns begleitet. Die anderen kennt ihr ja.

Beim wohlverdienten Feierabendbier auf einer Terrasse mit Aussicht auf die umliegenden Reisfelder. Rechts im Bild Richard, ein anderer Schweizer Zivi.

Reinier, ein Südafrikaner, den ich schon seit meinem letzten Aufenthalt hier kenne. Mit ihm und den zwei Schweizer Zivis wohne ich nun im Gästehaus der MAF. Es läuft also immer etwas.

Das ist ein Transport!

Das war es auch schon wieder. Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen und bis zum nächsten mal.

Veloma

Matthias