Samstag, 12. Mai 2012

Auf Geschäftsreise

Lange lange habe ich mich nicht gemeldet! Darum ist es jetzt wieder mal an der Zeit euch zu berichten, was bei mir so läuft.

Wie der Titel schon verrät war ich letztens beruflich unterwegs. Wenn man "Geschäftsreise" liest, denkt man wahrscheinlich als erstes an gut gekleidete Geschäftsmänner in teuren Autos oder in der ersten Klasse sitzend, gepflegt in feinen Restaurants essend und bei einem guten Glas Wein oder Whisky über wichtige Geschäfte diskutierend. Nun, das ist vielleicht ein bisschen überspitzt dargestellt. Doch man kann sich leicht vorstellen, dass "Geschäftsreise" hier in Madagaskar wohl eher lange Fahrten auf staubigen Strassen und einfaches Essen in anspruchslosen Lokalen bedeutet.

So ist es mir vor zwei Wochen ergangen, als wir von Tuléar nach Ejeda gefahren sind. Acht Stunden Fahrzeit auf holprigen Wegen ist nicht gerade das, was man unter einer Luxusreise versteht. Wenn man dazu bedenkt, dass die Strecke weniger als 250 Kilometer beträgt, dann kann man sich den Zustand der Strasse einfach ausmalen.
Die Strasse nach Ejeda hat den grossspurigen Namen RN10 (Route Nationale 10). Gut, der Zustand der Strasse widerspiegelt in etwa das Chaos in der Politik...
Verglichen zu Tana ist Tuléar schon recht am "Ende der Welt" - so war jedenfalls mein bisheriger Eindruck. Diesen musste ich nun nach der Reise nach Ejeda revidieren. Ejeda ist noch eine oder zwei Spuren abgelegener und hat dementsprechend auch weniger zu bieten. Gerade für junge Leute, welche einen Beruf erlernen möchten. Sieht man in Tuléar und vor allem Tana sehr viele Internetkaffees, so ist für die Leute in Ejeda der Begriff "Computer" fast ein Fremdwort. Darum haben sie sich auch besonders über die Spende der ADES - vier Computer und ein Drucker - für die technische Berufsschule gefreut. Die Übergabe der Spende und die Installation der Computer waren die Gründe, warum ich überhaupt mit nach Ejeda gefahren bin. Nun wird im Juni ein junger Lehrer von Ejeda nach Tuléar kommen, um während zwei Wochen einen Basis-Computerkurs zu absolvieren - mit mir als Lehrer versteht sich. Ich freue mich schon darauf, obwohl ich eigentlich genug zu tun hätte mit dem Projekt hier. Doch ein bisschen Abwechslung schadet nie. So, nun aber genug gesagt, weiter zu den Bildern der Reise:

Verglichen mit dieser alten Kiste waren wir doch recht komfortabel unterwegs.
Sand und Staub, aus viel mehr besteht die Fahrbahn nicht. Während der Regenzeit verwandelt sich diese Strasse in ein Schlammbad. Zum Glück ist die Regenzeit aber vorbei und alles erblüht in saftigem Grün.
Zum Teil sind die Flüsse schon wieder ausgetrocknet.
Manchmal aber ist noch genügend Wasser zum Baden und Waschen vorhanden.
Zum Glück sind hier alle Fahrzeuge standardmässig mit Partikelfiltern ausgestattet.

Dies ist ein Grab, entweder der ethnischen Gruppe "Mahafaly" oder "Antandroy". Wohl gemerkt nicht etwa ein Familiengrab, sondern das Grab einer einzigen Person.
Ankunft in Ejeda!
Dies ist der Wunderbaum "Moringa". Dieser Baum wächst auch in sehr kargem und nährstoffarmem Boden und kann schon im ersten Jahr eine Höhe von 3 Metern erreichen! Ausserdem sind die Blätter sehr nährstoffreich und essbar. Eine ideale Pflanze also, um abgeholzte Gebiete wieder aufzuforsten.
Ein Ochsenkarren mit einem Fass, welches wahrscheinlich Wasser transportiert. Elektrizität und Wasser sind ein rechtes Problem in Ejeda. Sauberes Trinkwasser gibt es kaum, Strom hat man nur etwa 3 Stunden pro Tag.
Ein bisschen ausserhalb von Ejeda hat die ADES in einem kleinen Dorf eine Demonstration der Solar- und Sparkocher veranstaltet, um die Bewohner dazu zu animieren, vermehrt auf die umweltfreundlichen Produkte zu setzen.
Männer der Mahafaly-Ethnie mit ihren Speeren.
Der Mann in der Mitte hat einen ganz besonderen Rang in der Mahafaly-Ethnie. Er ist nämlich niemand geringerer als deren König! Das lässt nicht nur mich, sondern auch viele Madagassen schmunzeln. Wie viele Könige es gibt und was er genau für eine Funktion hat, das muss ich noch herausfinden.
Immer bei solchen Anlässen werden natürlich mehr oder weniger lange Reden gehalten. Zum Glück konnte ich mich ein bisschen in den Hintergrund zurückziehen und so einen recht unterhaltsamen Vormittag verbringen :-)
Einige Fotos zu den Tieren und Insekten, die man unterwegs so antrifft:

Mistkäfer
Schmetterlinge
Schildkröte. Schildkröten werden übrigens von einigen Menschen hier gegessen - trotz einem Gesetz, welches den Verzehr von Schildkröten verbietet. Zum Glück sind diese Tiere bei den Mahafaly Fady, also Tabu, und können daher ungestört leben.
Eidechse.

Ein weiterer recht langer Anlass war die Übergabe der Spende - Computer und Werkzeuge - an die technische Berufsschule in Ejeda.
War wohl auch für viele Leute ein ungewöhnlich grosser Anlass, weshalb viele Zuschauer zugegen waren.
Schülerinnen und Schüler haben in typischer Kleidung aus der Region Tänze vorgeführt.
Die Band.

Auf der Rückfahrt: Zebus laben sich an einem Wasserloch.
Unser Chauffeur Daniel.
Salz, welches auf einem Markt unterwegs verkauft wird. Dies ist nicht etwa Meersalz, sondern wird aus dem Boden gewonnen.
Und zum Schluss einige weitere Infos:

Thanias Bruder Toky geht nun schon seit drei Wochen nicht mehr in die Schule, weil die Lehrer in Tana streiken. Kein Wunder, wenn die Löhne nicht mehr gezahlt werden. Da sieht man was passiert, wenn das Geld, welches eigentlich für die Bildung bestimmt war, für Ferienhäuser, neue Autos und die sonstigen Bedürfnisse unserer allseits geliebten Spitzenpolitiker investiert wird. Schlimmstenfalls fällt das komplette Schuljahr aus, sprich alle Schüler verlieren ein Jahr. Die Wirtschaft wird noch darunter leiden, wenn in ein paar Jahren plötzlich ausgebildete Leute fehlen. Aber das interessiert die Machthaber hier ja nicht, Hauptsache die eigenen Taschen sind prall gefüllt.

Aber ganz zum Schluss doch noch eine gute Nachricht: ich werde vom 25. Juli bis am 23. August in der Schweiz "zu Gast" sein. Ich freue mich schon sehr drauf!

Euch allen alles Gute und ein schönes Wochenende.

Matthias