Arbeit
Im Januar haben wir einen neuen Chef bekommen, da Otto und seine Frau Lisa nach sieben Jahren Tätigkeit für die ADES in Madagaskar wieder in die Schweiz zurückgekehrt sind. Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Zukunft der ADES haben sich der Vorstand und der neue Chef allerdings bereits im Februar entschieden, getrennte Wege zu gehen. Nach einigen turbulenten Wochen hat sich die neue Situation mittlerweile gut eingependelt und nun warten wir gespannt auf einen Nachfolger, der seine Tätigkeit dann hoffentlich etwas länger ausüben wird.
Momentan sind wir auch auf der Suche nach einem weiteren Informatiker zu meiner Entlastung und zur Absicherung der ADES. Da ich bis jetzt die ganze Informatik alleine unterhalte und somit als einziger über alle informatikrelevanten Themen Bescheid weiss, wäre ein Abgang oder Ausfall meinerseits für die ADES eine mittlere Katastrophe. Die eingereichten Bewerbungen lassen mich hoffen, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Wir haben acht Leute zu einem Test aufgeboten, der nächsten Montag in Fianarantsoa stattfinden wird. Am Dienstag werden wir die besten drei Kandidaten zu einem Vorstellungsgespräch einladen und dann hoffentlich einen super Informatiker gefunden haben.
Ausbildung
Vom November bis Ende März hatten wir bei der ADES zwei Informatik-Praktikantinnen, welche während den vier Monaten ein Projekt zum Abschluss des Schuljahres realisiert haben. Leider waren die zwei eine recht grosse Enttäuschung. Nicht nur keine Ahnung von nichts, sondern auch ein absolutes Desinteresse, ihre Wissenslücken so gut wie möglich zu schliessen. Facebook und Youtube sind halt um einiges interessanter als so trockene Themen wie "Netzwerkkonfiguration". Wobei man in ihrem Fall eigentlich gar nicht von Wissenslücken sprechen kann, denn eine Lücke bedingt ja, dass drumherum etwas vorhanden ist. Schlussendlich haben sie dann ihren Server mit einer minimalistischen Konfiguration zum laufen gebracht und ihre vor Falschangaben und unfundierten Aussagen strotzende Dokumentation geschrieben.
Heute war dann die Präsentation, welche eigentlich nicht schlecht war, aber halt auf ihrem ungenügenden Projekt basiert. Nach der Präsentation die erste grosse Überraschung: die Studentinnen und die Zuschauer wurden gebeten, den Raum während der Notenbesprechung zu verlassen, und ich als Verantwortlicher der ADES sollte bei der Bestimmung der Projektnote mitreden. Das wurde mir nicht im Voraus mitgeteilt, ich dachte, dass ich nur als Zuhörer zur Präsentation eingeladen wurde. Ich hatte aber kaum Zeit, mich von meiner Überraschung zu erholen, schon hat der Präsident der Schule ohne jegliche Absprache mit uns drei Experten eigenhändig die Note festgesetzt. Und was für eine Note: 19/20! Und dies für ein Projekt, das nach meinem Ermessen hochgradig ungenügend gewesen wäre. Meine Vermutung ist, dass die Note schon vor der Präsentation feststand. Geld regiert bekanntlich die Welt, leider bildet Madagaskar da keine Ausnahme. Mit einem dicken Portemonnaie lässt sich also sogar eine gute Note kaufen. Jetzt wisst ihr auch, warum ich meine Kandidaten einem Test unterziehe. Denn hier in Madagaskar will ein Diplom noch nicht viel heissen. Das ist leidergottes eine traurige Tatsache und einer der Gründe, warum Madagaskar wirtschaftlich einfach nicht vom Fleck kommt.
Ich habe aber jetzt wieder einiges gelernt. Bei den nächsten Praktikanten werde ich vorsichtiger und von Anfang an viel strenger sein. Wer nicht tut wie er soll, der fliegt. Und auch bei der nächsten Präsentation werde ich gewappnet sein und mich bei Situationen wie der heutigen quer stellen. Freunde macht man sich damit zwar keine, aber dafür leistet man einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität der Ausbildung. Vielleicht...
Arbeitssuche
Für alle die es noch nicht wissen: Thania und ich planen fest, ab nächstem Jahr für eine längere Zeit, d.h. mindestens ein wenn nicht sogar zwei oder drei Jahre, in die Schweiz zu ziehen. Wir verschicken Bewerbungen an verschiedene medizinische Labors und klären auch mögliche Studiengänge an Universitäten ab. Bis jetzt haben wir noch nichts Definitives gefunden und wir sind uns auch bewusst, dass es ein sehr schwieriges Unterfangen ist. Ich bin aber trotzdem optimistisch, denn bis jetzt hat sich noch immer etwas ergeben. Falls uns jemand bei unserem Vorhaben unterstützen möchte, nur melden :-) Thania hat übrigens eine Ausbildung als "Biomedizinische Analytikerin".
Ausflug
Letzten Samstag haben wir mit dem SALFA, das ist das Spital, in dem Thania arbeitet, einen Ausflug an den Strand gemacht. Es war ganz nett, aber auch nicht berauschend. Der nur ungenügend grosse Schattenplatz und die Strandaktivitäten haben die lange Fahrtzeit nicht wirklich kompensiert. Ein Highlight war aber die Vorstellung der verschiedenen Mitarbeiter mit ihren Familien. Da waren einige wirklich sehr kreativ bei der Namensgebung ihrer Kinder. Beispiel: Vater Pascal, Tochter Pascalina und Sohn Pascalin war ein sehr munteres Trio. Auch der Herr Basile mit seinen Kindern Basilien, Basilius, Basilio und Basilique haben mir mehr als nur ein Schmunzeln abverlangt. Dass die Herren Pascal und Basile Brüder sind, setzt dem ganzen aber noch die Krone auf. Um meinen Bericht abzurunden, hier ein paar Fotos des Ausfluges nach Madiorano:
Wo ist Walter? |
Nachdem beim Fussball im wahrsten Sinne die Luft draussen war, mussten wir halt vom Ball- zum Boules-Spiel umsteigen. |
Eine Laune der Natur. |
Wir waren bei weitem nicht die einzigen, die an diesem Samstag einen Ausflug unternommen haben. |
Matthias