Wieder mal Zeit für einen Eintrag. Die letzten paar Arbeitstage hatte ich - wers glaubt oder nicht - viel zu tun, darum kommen meine Zeilen erst diese Woche. Wir ihr wisst arbeite ich für eine christliche Organisation und darum wird vor dem Essen natürlich immer gebetet. Das beste Gebet, das ich bis jetzt gehört habe, stammt von meinem deutschen Kollegen Tilman: "Lieber Gott, segne flott, lass deinen Segen über diese Teller fegen".
Vorletztes Wochenende waren wir bei einer madagassischen Kollegin zum Mittagessen eingeladen. Ich weiss nicht mehr wie das Gericht heisst, aber es war aus den Blättern der Maniokpflanze und Schweinefleisch gemacht. Dazu gab es natürlich Reis. Es war sehr gut, obwohl mir abgeraten wurde, hier Schweinefleisch zu essen. Wegen der falschen Zucht und Fütterung kann man davon Würmer kriegen. Das blöde daran ist, dass man diese Würmer nicht mehr los wird, auch nicht mit Medikamenten. D. h. man hat sie bis sie von selbst sterben. Diese Würmer gehen ins Gehirn und fühlen sich anscheinend wohl dort. Sie sind nicht lebensbedrohlich, allerdings verursachen sie Ohnmachtsanfälle. Wenn es geht esse ich kein Schweinefleisch, aber wenn man eingeladen ist, will man ja nicht unhöflich sein.
Dann hatten wir auch eine Abschiedsparty für unsere 6 Amerikaner. Da wir zu der Zeit noch Probleme mit den Visa hatten und nicht genau wussten, ob wir bleiben konnten oder einen Ausflug ins Ausland machen mussten, hat deren Organisation entschieden, sie nach Südafrika zu versetzen. Denn das Billet dorthin hatten sie sowieso schon und dadurch ist die Organisation kein finanzielles Risiko eingegangen. Während ich in Ampasinambo war ist auch mein Vorgänger Sascha frühzeitig nach Hause, da jemand aus seiner Familie krank wurde - jetzt sind von zehn jungen Freiwilligen nur noch drei übrig.
Auch zwei unserer Piloten sind mit ihren Familien weg - einer nach Uganda, der andere nach Kenia. Allerdings nicht, weil es hier nicht mehr sicher wäre oder so, sondern weil wir durch die ganze Situation nicht mehr so viele Flüge haben. Darum helfen sie in anderen MAF Organisationen für ein paar Wochen aus.
Letzten Samstag war ich seit Langem wieder mal Fussball spielen und am Abend hatten wir eine Abschiedsfete für zwei schweizer Kollegen. Der eine war seit 2007 hier, zuerst für die MAF, dann für andere Organisationen. Der andere war auch einmal ein Zivi für die MAF und nun hier in den Ferien. Das Fest war cool und es gab auch etwas zu essen. Zwei der eher spezielleren Sachen war Zebuherz (Zebu ist wie eine Kuh) und Hühnerfüsse. Das Zebuherz ist sehr gut, fast wie ein Steak (das Herz war in kleine Stücke geschnitten, und vom Aussehen her merkt man nicht, was es ist). Ganz anders die Hühnerfüsse, die sehen nämlich genau so aus - oder noch schlimmer - wie man sie sich vorstellt:
Aber sie sind dann doch besser, als sie aussehen. Man darf einfach beim essen das Gegessene nicht zu sehr ansehen.
Falls sich jemand am Überlegen ist, mich zu besuchen, dieses Bild ist kein Grund, nicht zu kommen, denn normalerweise ist das Essen hervorragend :-).
Zur Situation hier kann ich nicht viel Neues sagen, ausser dass es in der Stadt immer wieder Demos gibt und Andry ein riesen Idiot ist (z. B. feuert er Leute, die ihn unterstützt haben, um an die Macht zu kommen, wie blöde kann man denn sein?!). Jakob hat mit der deutschen Botschaft um 20€ gewettet, dass Andry bis am 16. April wieder weg vom Fenster ist. Ich habe mir gedacht, um die Kommentare im Blog ein bisschen zu beleben, kann jeder einen Tipp abgeben (nur ein Tipp pro Person und Datum). Derjenige, der am nächsten ist, bekommt von mir ein Getränk offeriert, sobald ich wieder zurück bin.
Heute habe ich meine Filme, die ich in Ampasinambo gebraucht habe, nach Fianarantsoa geschickt, um sie entwickeln zu lassen. Hoffentlich geht das Paket nicht verloren. Vielleicht kann ich meinen nächsten Eintrag mit eigenen Bildern schmücken. Ich bin wirklich gespannt auf die Resultate.
Morgen gehe ich wieder nach Ampasinambo, um an der Landebahn zu arbeiten. Diesmal allerdings nicht so lange, nur bis nächsten Dienstag. Diesmal sind wir nur zu zweit, der Tilman und ich. So wird uns sicher nicht langweilig.
Ehm ja, das wars eigentlich, wie weiter oben angeschnitten, hat das mit den Visa in letzter Minute geklappt und wir mussten nicht aus dem Land fliegen. Sonst, "tsy misy vaovao", nichts Neues...
Bis bald
Matthias
Dienstag, 31. März 2009
Donnerstag, 19. März 2009
Von Würmern und anderen Viechern
Oh Mann, dieser Eintrag wird so lang, den muss ich doch glatt in diverse Kapitel unterteilen. In Kürze (für diejenigen, die nur die Bilder anschauen :-): der Aufenthalt im Busch war grosse Klasse, die Arbeit hat mir gut getan und auch Spass gemacht und ausserdem habe ich viel Schönes erlebt.
Die Hinreise und meine Funktion als Übersetzer
Wir sind nicht direkt von Ivato nach Ampasinambo geflogen, da wir vorher in Fianarantsoa noch einen madagassischen Photographen abholen mussten. Oder ich sage besser, DEN madagassischen Photographen, weil er ist auch international ziemlich bekannt. Sein Name ist Pierrot Men und er ist ein Spezialist für schwarz-weiss Fotos. Hier ein Link für die Interessierten:
http://www.dakotaridgegallery.com/pierrotmen/index.htm
Es war nämlich so, dass ein Kamerateam von MAF England für eine Woche nach Madagaskar kam, um eine Reportage mit Interviews, Film und Bildern über die Arbeit der MAF hier in Madagaskar zu machen. Die MAF hat zu diesem Anlass Pierrot Men engagiert, um die Fotos zu schiessen. Wir flogen mit dem Flugzeug also zuerst nach Fianarantsoa, um ihn abzuholen, und dann weiter nach Marolambo, wo die MAF kürzlich eine Landebahn fertiggestellt hat. Dort kam dann noch ein Helikopter dazu, mit dem sie aus der Luft das MAF Flugzeug beim Start und bei der Landung gefilmt haben. Als sie damit fertig waren, sind wir mit dem Helikopter nach Ampasinambo geflogen (anders kommt man dort kaum hin, ausser man will eine Zweitagesreise von Marolambo in Kauf nehmen -> und darum baut die MAF dort eine Landebahn).
Dort wurden wir zuerst mal grossartig empfangen, es waren sehr viele Leute anwesend, um die Landung des Helikopters zu sehen. Dann ging es weiter mit Filmen und Interviews, bei denen ich als Übersetzer zum Zuge kam. Da Pierrot Men und ein Priester, mit dem wir ein Interview gemacht haben, nur madagassisch und französisch sprechen, und das Kamerateam aus England nur englisch, durfte ich sie den ganzen Tag über begleiten und die Fragen und Antworten übersetzen. Das war super. So hatte ich gleich am ersten Tag einen Einblick ins Dorf und Kontakt mit den Einwohnern.
Die Einwohner freuen sich extrem auf die Landebahn und können es kaum erwarten, bis wir endlich damit fertig sind (auf dem Weg vom Dorf zurück zum Camp habe ich mich mit einem älteren Herrn unterhalten, und er meinte nur "plus vite!"). Ihr müsst nämlich wissen, sobald die Landebahn mal da ist, wird auch anderen Organisationen die Einreise ins Dorf sehr vereinfacht. Die Einwohner erhoffen sich viel davon. Übrigens sprechen sie dort ein anderes Madagassisch als hier in Tana. Somit konnte ich mich noch schlechter verständigen als es sonst der Fall gewesen wäre :-) Ich dachte, dass alle Leute, ausser vielleicht die Kinder, französisch sprechen würden, aber da habe ich mich gründlich verschätzt! Da bleibt einem halt nichts anderes übrig, als das Wörterbuch aus der Tasche zu nehmen und zu versuchen, einigermassen verständliche Sätze herzustellen. Manchmal hat es geklappt und manchmal haben die Leute überhaupt nicht verstanden, was man sagen will. Aber auf jeden Fall habe ich ein bisschen was dazugelernt und vor allem auch die Sprache mehr angewendet als hier im Büro.
Wenn ich gerade nicht mit Übersetzen beschäftigt war, habe ich mich mit Pierrot unterhalten, um etwas mehr über das Photographieren zu lernen. Er hat mir gesagt, dass man in Madagaskar - und vor allem in kleineren Dörfern wie Ampasinambo - keine Skrupel haben muss, Photos zu schiessen. Und wirklich, den Leuten macht es nichts aus, photographiert zu werden. Im Gegenteil, sie freuen sich, am meisten die Kinder. Aber mehr dazu weiter unten im Bericht.
Ausserdem hat er mir gesagt, wieso alle meine bisherigen Photos so hell sind. Es ist nämlich so, dass die Madagassen auf den Photos nicht gerne so dunkel erscheinen wollen und darum die Abzüge einfach heller machen. Verrückt, nicht? :-) Von nun an sende ich meine Filme nach Fianarantsoa in Pierrots Fotolabor, dort werde ich sicher bessere Abzüge erhalten. Wegen der Situation hier warte ich mit dem Versenden aber noch einen Moment, nicht dass mir die Filme noch abhanden kommen. Darum nehme ich für diesen Eintrag einige Bilder meiner Kollegen - es gibt tatsächlich Leute mit Digitalkameras - und zeige euch meine Bilder ein anderes mal.
Ein ganz normaler Arbeitstag
So um 5:30 haben die ersten Hähne angefangen zu krähen und um ca. 6:00 haben im Dorf die Glocken angefangen zu läuten. Dann hiess es aufstehen, frühstücken und so um 7:00 haben wir langsam angefangen, die Maschinen zu ölen und Benzin nachzufüllen. Um 7:30 haben wir dann mit der Arbeit angefangen und durchgearbeitet bis um 12:00. Die Landepiste muss natürlich ziemlich flach sein und deshalb mussten wir an einigen Stellen mit einem kleinen Bagger Erde abtragen, um damit andere Stellen aufzufüllen. Von Zeit zu Zeit mussten wir mit dem Niviliergerät nachmessen, wie viel tiefer oder höher wir noch gehen können. Ich habe freiwillig auf die Arbeit mit einem der Bagger verzichtet und entweder die Erde flachgerecht oder mit dem Kompakter die Erde festgestampft - schliesslich wollte ich ja etwas für meine Fitness tun.
Am ersten Tag war das ein ziemlicher Krampf, weil ich alleine die ganze Erde flachrechen musste, die der Bagger brachte. Ausserdem hat er einfach alles auf einen Haufen geschüttet und ich musste das dann schön verteilen. Dann habe ich ihm vorgeschlagen, die Haufen mit der Schaufel ein wenig flachzudrücken. Das hat mir enorm viel Energie und uns allen Zeit gespart. Nach ein paar Tagen waren wir aber meistens zwei und am Schluss sogar drei Leute zum Rechen, dann hatten wir schon fast zu wenig zu tun. Ausserdem, so nach zwei Wochen wird das Rechen langsam ein wenig langweilig, darum bin ich nicht unbedingt unglücklich, wieder ins Büro zu kommen und etwas anderes zu machen. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich in ein paar Wochen wieder mal in den Busch kann, um weiter an der Landebahn zu arbeiten.
Von 12:00 - 13:30 hatten wir Mittagspause. Die MAF hat zwei Dorfbewohnerinnen als Köchinnen angestellt, die jeweils das Mittag- und Abendessen für uns zubereitet haben. Es war immer sehr gut. Es gab halt immer Reis mit verschiedenen Beilagen, unter anderem: Aal, Schrimps, Fisch, Gemüse, Poulet, etc. Zum Nachtisch gab es meistens Ananas, wenn sie im Dorf welche hatten. Die Leute dort haben fast nichts, das meiste Gemüse zum Beispiel mussten wir selber mitnehmen. Dafür haben sie mehr als genug Bananen, an denen hat es uns nie gemangelt.
Am Nachmittag haben wir dann bis um 17:00 gearbeitet und danach ein Bad im Fluss genommen. Dazu mussten wir zuerst durch einen "dreckigen" Flussteil schwimmen - in dem es übrigens ein Krokodil haben soll, aber gesehen habe ich nie eines - um uns dann in einem sauberen Teil zu waschen. Am Schluss haben wir uns aber gesagt, da wir ja sowieso durch denn dreckigen Fluss schwimmen müssen - gut, wir hätten auch das Boot nehmen können, aber das geht dann noch länger - können wir uns ja genau so gut im dreckigen Teil waschen. Tja, ich denke im Busch wird man mit der Zeit je länger je unkomplizierter...
Danach haben wir gegessen, ein bisschen gelesen oder geredet, unseren Chef per Satellitentelephon angerufen, um den Stand der Dinge durchzugeben und schliesslich so um 20:00 - oder ein ungerades mal, wenn es ganz spät wurde um 21:00 :-) - haben wir uns in unsere Zelte verkrochen. Wir hatten nämlich ein Zeltlager direkt neben der zukünftigen Landebahn.
Sonntag ist Ruhetag
Gearbeitet haben wir von Montag bis Samstag. Am Samstag allerdings nur bis um 16:00, und am ersten Samstag haben wir sogar den ganzen Nachmittag frei genommen, um zu einem Wasserfall zu gehen und ein bisschen zu schwimmen. Danach haben der eine Kollege und ich noch ein wenig Fussball gespielt mit einigen Jungs vom Dorf, die etwa gleich alt waren wie wir.
Am Sonntag bin ich mit einem Kollegen ins Dorf - er wollte eine Ananas kaufen und ich Photos schiessen. Am Anfang waren die Kinder ein bisschen scheu, und auch ich musste mich ein wenig überwinden, um einfach so Photos zu machen. Dann habe ich aber meine Kamera einem kleinen Jungen gegeben und ihn ein Photo schiessen lassen. Das hat irgendwie den Knoten gelöst und plötzlich war ich umzingelt von Kindern und auch älteren Leuten und konnte nach Herzenslust losknippsen. Ich bin wirklich sehr gespannt auf die Resultate und hoffe, dass auch ein paar wirklich gute Bilder dabei sind.
Während dem Photographieren habe ich ein paar der Typen getroffen, mit denen wir am vorigen Tag Fussball gespielt haben, und haben wieder abgemacht für ein Spiel am Nachmittag. Diesmal kam die eine Kollegin mit. Es war super, die Jungs haben extra das halbe Fussballfeld von Hand gemäht, damit wir dort spielen konnten.
Am Abend haben wir ein Lagerfeuer gemacht und Marshmallows geschmolzen - im gesamten waren wir fünf Leute, drei davon Amis, man muss sich darum nicht wundern :-). Stellt euch vor, die nehmen einen Keks, streichen die geschmolzenen Marshmallows drauf, darauf noch Schokolade und Erdnussbutter und wieder einen Keks - soviel zur amerikanischen Fresskultur... Ein anderes mal haben wir Popcorn gemacht, natürlich auch über dem Feuer. War eine schöne Zeltlagerstimmung dort. Ganz zu schweigen vom Sternenhimmel, den man ohne störendes Licht betrachten konnte. Oder auch wenn es geregnet hat war es schön gemütlich im (wasserdichten :-) Zelt.
Fauna und Flora
Zur Flora kann ich nicht sehr viel sagen, es ist halt alles grün rundherum, mit Bananenbäumen und sonstigen Pflanzen.
Vier mal habe ich eine Schlange gesehen, einmal wäre ich beinahe barfuss auf eine getreten. Zum Glück gibt es hier keine Giftschlangen, das beruhigt doch sehr. Auch Riesenschnecken oder verschiedene Arten von Eidechsen waren in unserem Camp anzutreffen. Einige der Echsen konnte man sehr gut in die Hände nehmen, die hatten keine Angst.
Abenteuerliche Rückreise mit einem ehemaligen Kampfhubschrauberpilot
Der krönende Abschluss dieses zweiwöchigen Trips war der Rückflug nach Ivato. Der Pilot war früher mal beim französischen Militär, dementsprechend sein Flugstil. Es war wirklich sehr abwechslungsreich und unterhaltend, tief über Flüsse oder Reisfelder zu fliegen. Also ein alles andere als langweiliger Rückflug.
Wahrscheinlich haben die meisten von euch die letzten zwei Wochen mehr über die Situation hier mitbekommen als ich selbst (gesetzt den Fall, dass die Nachrichten in der Heimat korrekt sind). Ich denke, im Moment ist alles wieder mehr oder weniger ruhig. Die MAF hat allerdings ein anderes Problem, nämlich folgendes: die MAF ist eine NGO, also eine nichtstaatliche Organisation. Um aber in einem Land als solche anerkannt zu werden, braucht es ein Abkommen. Jetzt ratet mal, wann das Abkommen von MAF-Madagaskar abläuft. Nächste Woche. Da die Situation hier sagen wir mal eher instabil ist und die Ministerien auch nicht so genau wissen was läuft, ist es noch nicht so sicher, ob wir dieses Abkommen frühzeitig verlängern können. Falls das nicht möglich ist, würde das bedeuten, dass alle ausländischen Mitarbeiter der MAF (und ich bin einer davon), ihr Visum nicht verlängern könnten. Da alle Visa Ende März ablaufen, würde dies weiter bedeuten, dass wir das Land vorher verlassen müssten. Nun gibt es drei mögliche Szenarien:
Die Sache mit den Würmern...
So, das wars wieder mal. In den nächsten Tagen und Wochen wird sich zeigen, ob ich mir in Ampasinambo irgendwelche Parasiten oder Malaria eingefangen habe. Ich hoffe mal nicht :-).
Bis dann
Matthias
Die Hinreise und meine Funktion als Übersetzer
Wir sind nicht direkt von Ivato nach Ampasinambo geflogen, da wir vorher in Fianarantsoa noch einen madagassischen Photographen abholen mussten. Oder ich sage besser, DEN madagassischen Photographen, weil er ist auch international ziemlich bekannt. Sein Name ist Pierrot Men und er ist ein Spezialist für schwarz-weiss Fotos. Hier ein Link für die Interessierten:
http://www.dakotaridgegallery.com/pierrotmen/index.htm
Es war nämlich so, dass ein Kamerateam von MAF England für eine Woche nach Madagaskar kam, um eine Reportage mit Interviews, Film und Bildern über die Arbeit der MAF hier in Madagaskar zu machen. Die MAF hat zu diesem Anlass Pierrot Men engagiert, um die Fotos zu schiessen. Wir flogen mit dem Flugzeug also zuerst nach Fianarantsoa, um ihn abzuholen, und dann weiter nach Marolambo, wo die MAF kürzlich eine Landebahn fertiggestellt hat. Dort kam dann noch ein Helikopter dazu, mit dem sie aus der Luft das MAF Flugzeug beim Start und bei der Landung gefilmt haben. Als sie damit fertig waren, sind wir mit dem Helikopter nach Ampasinambo geflogen (anders kommt man dort kaum hin, ausser man will eine Zweitagesreise von Marolambo in Kauf nehmen -> und darum baut die MAF dort eine Landebahn).
Dort wurden wir zuerst mal grossartig empfangen, es waren sehr viele Leute anwesend, um die Landung des Helikopters zu sehen. Dann ging es weiter mit Filmen und Interviews, bei denen ich als Übersetzer zum Zuge kam. Da Pierrot Men und ein Priester, mit dem wir ein Interview gemacht haben, nur madagassisch und französisch sprechen, und das Kamerateam aus England nur englisch, durfte ich sie den ganzen Tag über begleiten und die Fragen und Antworten übersetzen. Das war super. So hatte ich gleich am ersten Tag einen Einblick ins Dorf und Kontakt mit den Einwohnern.
Die Einwohner freuen sich extrem auf die Landebahn und können es kaum erwarten, bis wir endlich damit fertig sind (auf dem Weg vom Dorf zurück zum Camp habe ich mich mit einem älteren Herrn unterhalten, und er meinte nur "plus vite!"). Ihr müsst nämlich wissen, sobald die Landebahn mal da ist, wird auch anderen Organisationen die Einreise ins Dorf sehr vereinfacht. Die Einwohner erhoffen sich viel davon. Übrigens sprechen sie dort ein anderes Madagassisch als hier in Tana. Somit konnte ich mich noch schlechter verständigen als es sonst der Fall gewesen wäre :-) Ich dachte, dass alle Leute, ausser vielleicht die Kinder, französisch sprechen würden, aber da habe ich mich gründlich verschätzt! Da bleibt einem halt nichts anderes übrig, als das Wörterbuch aus der Tasche zu nehmen und zu versuchen, einigermassen verständliche Sätze herzustellen. Manchmal hat es geklappt und manchmal haben die Leute überhaupt nicht verstanden, was man sagen will. Aber auf jeden Fall habe ich ein bisschen was dazugelernt und vor allem auch die Sprache mehr angewendet als hier im Büro.
Wenn ich gerade nicht mit Übersetzen beschäftigt war, habe ich mich mit Pierrot unterhalten, um etwas mehr über das Photographieren zu lernen. Er hat mir gesagt, dass man in Madagaskar - und vor allem in kleineren Dörfern wie Ampasinambo - keine Skrupel haben muss, Photos zu schiessen. Und wirklich, den Leuten macht es nichts aus, photographiert zu werden. Im Gegenteil, sie freuen sich, am meisten die Kinder. Aber mehr dazu weiter unten im Bericht.
Ausserdem hat er mir gesagt, wieso alle meine bisherigen Photos so hell sind. Es ist nämlich so, dass die Madagassen auf den Photos nicht gerne so dunkel erscheinen wollen und darum die Abzüge einfach heller machen. Verrückt, nicht? :-) Von nun an sende ich meine Filme nach Fianarantsoa in Pierrots Fotolabor, dort werde ich sicher bessere Abzüge erhalten. Wegen der Situation hier warte ich mit dem Versenden aber noch einen Moment, nicht dass mir die Filme noch abhanden kommen. Darum nehme ich für diesen Eintrag einige Bilder meiner Kollegen - es gibt tatsächlich Leute mit Digitalkameras - und zeige euch meine Bilder ein anderes mal.
Ein ganz normaler Arbeitstag
So um 5:30 haben die ersten Hähne angefangen zu krähen und um ca. 6:00 haben im Dorf die Glocken angefangen zu läuten. Dann hiess es aufstehen, frühstücken und so um 7:00 haben wir langsam angefangen, die Maschinen zu ölen und Benzin nachzufüllen. Um 7:30 haben wir dann mit der Arbeit angefangen und durchgearbeitet bis um 12:00. Die Landepiste muss natürlich ziemlich flach sein und deshalb mussten wir an einigen Stellen mit einem kleinen Bagger Erde abtragen, um damit andere Stellen aufzufüllen. Von Zeit zu Zeit mussten wir mit dem Niviliergerät nachmessen, wie viel tiefer oder höher wir noch gehen können. Ich habe freiwillig auf die Arbeit mit einem der Bagger verzichtet und entweder die Erde flachgerecht oder mit dem Kompakter die Erde festgestampft - schliesslich wollte ich ja etwas für meine Fitness tun.
Hier während dem Arbeiten: auf der einen Seite der Landebahn wird Erde abgetragen und in die andere Seite reingeschüttet.
Am ersten Tag war das ein ziemlicher Krampf, weil ich alleine die ganze Erde flachrechen musste, die der Bagger brachte. Ausserdem hat er einfach alles auf einen Haufen geschüttet und ich musste das dann schön verteilen. Dann habe ich ihm vorgeschlagen, die Haufen mit der Schaufel ein wenig flachzudrücken. Das hat mir enorm viel Energie und uns allen Zeit gespart. Nach ein paar Tagen waren wir aber meistens zwei und am Schluss sogar drei Leute zum Rechen, dann hatten wir schon fast zu wenig zu tun. Ausserdem, so nach zwei Wochen wird das Rechen langsam ein wenig langweilig, darum bin ich nicht unbedingt unglücklich, wieder ins Büro zu kommen und etwas anderes zu machen. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich in ein paar Wochen wieder mal in den Busch kann, um weiter an der Landebahn zu arbeiten.
Von 12:00 - 13:30 hatten wir Mittagspause. Die MAF hat zwei Dorfbewohnerinnen als Köchinnen angestellt, die jeweils das Mittag- und Abendessen für uns zubereitet haben. Es war immer sehr gut. Es gab halt immer Reis mit verschiedenen Beilagen, unter anderem: Aal, Schrimps, Fisch, Gemüse, Poulet, etc. Zum Nachtisch gab es meistens Ananas, wenn sie im Dorf welche hatten. Die Leute dort haben fast nichts, das meiste Gemüse zum Beispiel mussten wir selber mitnehmen. Dafür haben sie mehr als genug Bananen, an denen hat es uns nie gemangelt.
Am Nachmittag haben wir dann bis um 17:00 gearbeitet und danach ein Bad im Fluss genommen. Dazu mussten wir zuerst durch einen "dreckigen" Flussteil schwimmen - in dem es übrigens ein Krokodil haben soll, aber gesehen habe ich nie eines - um uns dann in einem sauberen Teil zu waschen. Am Schluss haben wir uns aber gesagt, da wir ja sowieso durch denn dreckigen Fluss schwimmen müssen - gut, wir hätten auch das Boot nehmen können, aber das geht dann noch länger - können wir uns ja genau so gut im dreckigen Teil waschen. Tja, ich denke im Busch wird man mit der Zeit je länger je unkomplizierter...
Danach haben wir gegessen, ein bisschen gelesen oder geredet, unseren Chef per Satellitentelephon angerufen, um den Stand der Dinge durchzugeben und schliesslich so um 20:00 - oder ein ungerades mal, wenn es ganz spät wurde um 21:00 :-) - haben wir uns in unsere Zelte verkrochen. Wir hatten nämlich ein Zeltlager direkt neben der zukünftigen Landebahn.
Sonntag ist Ruhetag
Gearbeitet haben wir von Montag bis Samstag. Am Samstag allerdings nur bis um 16:00, und am ersten Samstag haben wir sogar den ganzen Nachmittag frei genommen, um zu einem Wasserfall zu gehen und ein bisschen zu schwimmen. Danach haben der eine Kollege und ich noch ein wenig Fussball gespielt mit einigen Jungs vom Dorf, die etwa gleich alt waren wie wir.
Am Sonntag bin ich mit einem Kollegen ins Dorf - er wollte eine Ananas kaufen und ich Photos schiessen. Am Anfang waren die Kinder ein bisschen scheu, und auch ich musste mich ein wenig überwinden, um einfach so Photos zu machen. Dann habe ich aber meine Kamera einem kleinen Jungen gegeben und ihn ein Photo schiessen lassen. Das hat irgendwie den Knoten gelöst und plötzlich war ich umzingelt von Kindern und auch älteren Leuten und konnte nach Herzenslust losknippsen. Ich bin wirklich sehr gespannt auf die Resultate und hoffe, dass auch ein paar wirklich gute Bilder dabei sind.
Hier hatte ich die Kamera eines Kollegen. Die Kinder haben sich immer sehr gefreut, sich auf den Photos zu betrachten.
Während dem Photographieren habe ich ein paar der Typen getroffen, mit denen wir am vorigen Tag Fussball gespielt haben, und haben wieder abgemacht für ein Spiel am Nachmittag. Diesmal kam die eine Kollegin mit. Es war super, die Jungs haben extra das halbe Fussballfeld von Hand gemäht, damit wir dort spielen konnten.
Am Abend haben wir ein Lagerfeuer gemacht und Marshmallows geschmolzen - im gesamten waren wir fünf Leute, drei davon Amis, man muss sich darum nicht wundern :-). Stellt euch vor, die nehmen einen Keks, streichen die geschmolzenen Marshmallows drauf, darauf noch Schokolade und Erdnussbutter und wieder einen Keks - soviel zur amerikanischen Fresskultur... Ein anderes mal haben wir Popcorn gemacht, natürlich auch über dem Feuer. War eine schöne Zeltlagerstimmung dort. Ganz zu schweigen vom Sternenhimmel, den man ohne störendes Licht betrachten konnte. Oder auch wenn es geregnet hat war es schön gemütlich im (wasserdichten :-) Zelt.
Fauna und Flora
Zur Flora kann ich nicht sehr viel sagen, es ist halt alles grün rundherum, mit Bananenbäumen und sonstigen Pflanzen.
Das war auf einem Hügel neben dem Camp. Unten vor dem Fluss, aber weiter rechts vom Bild ist unser Lager.
Betreffend Fauna, es hatte ziemlich viele Chamäleons und Frösche und sehr mühsame Ameisen, die immer gerne unseren Tisch übersiedelt haben.Vier mal habe ich eine Schlange gesehen, einmal wäre ich beinahe barfuss auf eine getreten. Zum Glück gibt es hier keine Giftschlangen, das beruhigt doch sehr. Auch Riesenschnecken oder verschiedene Arten von Eidechsen waren in unserem Camp anzutreffen. Einige der Echsen konnte man sehr gut in die Hände nehmen, die hatten keine Angst.
Abenteuerliche Rückreise mit einem ehemaligen Kampfhubschrauberpilot
Der krönende Abschluss dieses zweiwöchigen Trips war der Rückflug nach Ivato. Der Pilot war früher mal beim französischen Militär, dementsprechend sein Flugstil. Es war wirklich sehr abwechslungsreich und unterhaltend, tief über Flüsse oder Reisfelder zu fliegen. Also ein alles andere als langweiliger Rückflug.
Und noch ein Photo zum Abschluss. Links von mir mein deutscher Kollege Tilman und rechts die drei Amis Mat, Erin und Keith
Die Situation hier in Madagaskar und wie es weitergehen könnteWahrscheinlich haben die meisten von euch die letzten zwei Wochen mehr über die Situation hier mitbekommen als ich selbst (gesetzt den Fall, dass die Nachrichten in der Heimat korrekt sind). Ich denke, im Moment ist alles wieder mehr oder weniger ruhig. Die MAF hat allerdings ein anderes Problem, nämlich folgendes: die MAF ist eine NGO, also eine nichtstaatliche Organisation. Um aber in einem Land als solche anerkannt zu werden, braucht es ein Abkommen. Jetzt ratet mal, wann das Abkommen von MAF-Madagaskar abläuft. Nächste Woche. Da die Situation hier sagen wir mal eher instabil ist und die Ministerien auch nicht so genau wissen was läuft, ist es noch nicht so sicher, ob wir dieses Abkommen frühzeitig verlängern können. Falls das nicht möglich ist, würde das bedeuten, dass alle ausländischen Mitarbeiter der MAF (und ich bin einer davon), ihr Visum nicht verlängern könnten. Da alle Visa Ende März ablaufen, würde dies weiter bedeuten, dass wir das Land vorher verlassen müssten. Nun gibt es drei mögliche Szenarien:
- falls wir die Visa bis am Montag, 23. März am Mittag haben ist alles OK und wir bleiben hier
- falls wir die Visa nicht haben und es auch nicht danach aussieht, als ob wir sie frühzeitig bekommen würden, fliegen wir (mit einem öffentlichen Flug) für einige Zeit nach Südafrika
- falls wir die Visa noch nicht haben, aber die Chance gross ist, sie noch vor dem 30. März erneuert zu bekommen, bleiben wir im Land. Sollte sich dann herausstellen, dass es mit den Visa doch nichts wird, fliegen wir mit den MAF Flugzeugen nach Mayotte. Das ist eine Insel nordwestlich von Madagaskar und geographisch gehört sie zu den Komoren. Die Insel ist aber ein Übersee-Territorium Frankreichs (siehe Wikipedia :-) und ist anscheinen sehr teuer, obwohl die Leute dort ziemlich arm sind. Wir würden darum nicht lange dort bleiben, sondern von dort aus mit einem öffentlichen Flug in ein anderes Land fliegen.
Die Sache mit den Würmern...
So, das wars wieder mal. In den nächsten Tagen und Wochen wird sich zeigen, ob ich mir in Ampasinambo irgendwelche Parasiten oder Malaria eingefangen habe. Ich hoffe mal nicht :-).
Bis dann
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