Dienstag, 31. März 2009

Tischgebet und Hühnerfüsse

Wieder mal Zeit für einen Eintrag. Die letzten paar Arbeitstage hatte ich - wers glaubt oder nicht - viel zu tun, darum kommen meine Zeilen erst diese Woche. Wir ihr wisst arbeite ich für eine christliche Organisation und darum wird vor dem Essen natürlich immer gebetet. Das beste Gebet, das ich bis jetzt gehört habe, stammt von meinem deutschen Kollegen Tilman: "Lieber Gott, segne flott, lass deinen Segen über diese Teller fegen".

Vorletztes Wochenende waren wir bei einer madagassischen Kollegin zum Mittagessen eingeladen. Ich weiss nicht mehr wie das Gericht heisst, aber es war aus den Blättern der Maniokpflanze und Schweinefleisch gemacht. Dazu gab es natürlich Reis. Es war sehr gut, obwohl mir abgeraten wurde, hier Schweinefleisch zu essen. Wegen der falschen Zucht und Fütterung kann man davon Würmer kriegen. Das blöde daran ist, dass man diese Würmer nicht mehr los wird, auch nicht mit Medikamenten. D. h. man hat sie bis sie von selbst sterben. Diese Würmer gehen ins Gehirn und fühlen sich anscheinend wohl dort. Sie sind nicht lebensbedrohlich, allerdings verursachen sie Ohnmachtsanfälle. Wenn es geht esse ich kein Schweinefleisch, aber wenn man eingeladen ist, will man ja nicht unhöflich sein.

Dann hatten wir auch eine Abschiedsparty für unsere 6 Amerikaner. Da wir zu der Zeit noch Probleme mit den Visa hatten und nicht genau wussten, ob wir bleiben konnten oder einen Ausflug ins Ausland machen mussten, hat deren Organisation entschieden, sie nach Südafrika zu versetzen. Denn das Billet dorthin hatten sie sowieso schon und dadurch ist die Organisation kein finanzielles Risiko eingegangen. Während ich in Ampasinambo war ist auch mein Vorgänger Sascha frühzeitig nach Hause, da jemand aus seiner Familie krank wurde - jetzt sind von zehn jungen Freiwilligen nur noch drei übrig.
Auch zwei unserer Piloten sind mit ihren Familien weg - einer nach Uganda, der andere nach Kenia. Allerdings nicht, weil es hier nicht mehr sicher wäre oder so, sondern weil wir durch die ganze Situation nicht mehr so viele Flüge haben. Darum helfen sie in anderen MAF Organisationen für ein paar Wochen aus.

Letzten Samstag war ich seit Langem wieder mal Fussball spielen und am Abend hatten wir eine Abschiedsfete für zwei schweizer Kollegen. Der eine war seit 2007 hier, zuerst für die MAF, dann für andere Organisationen. Der andere war auch einmal ein Zivi für die MAF und nun hier in den Ferien. Das Fest war cool und es gab auch etwas zu essen. Zwei der eher spezielleren Sachen war Zebuherz (Zebu ist wie eine Kuh) und Hühnerfüsse. Das Zebuherz ist sehr gut, fast wie ein Steak (das Herz war in kleine Stücke geschnitten, und vom Aussehen her merkt man nicht, was es ist). Ganz anders die Hühnerfüsse, die sehen nämlich genau so aus - oder noch schlimmer - wie man sie sich vorstellt:

Aber sie sind dann doch besser, als sie aussehen. Man darf einfach beim essen das Gegessene nicht zu sehr ansehen.
Falls sich jemand am Überlegen ist, mich zu besuchen, dieses Bild ist kein Grund, nicht zu kommen, denn normalerweise ist das Essen hervorragend :-).

Zur Situation hier kann ich nicht viel Neues sagen, ausser dass es in der Stadt immer wieder Demos gibt und Andry ein riesen Idiot ist (z. B. feuert er Leute, die ihn unterstützt haben, um an die Macht zu kommen, wie blöde kann man denn sein?!). Jakob hat mit der deutschen Botschaft um 20€ gewettet, dass Andry bis am 16. April wieder weg vom Fenster ist. Ich habe mir gedacht, um die Kommentare im Blog ein bisschen zu beleben, kann jeder einen Tipp abgeben (nur ein Tipp pro Person und Datum). Derjenige, der am nächsten ist, bekommt von mir ein Getränk offeriert, sobald ich wieder zurück bin.

Heute habe ich meine Filme, die ich in Ampasinambo gebraucht habe, nach Fianarantsoa geschickt, um sie entwickeln zu lassen. Hoffentlich geht das Paket nicht verloren. Vielleicht kann ich meinen nächsten Eintrag mit eigenen Bildern schmücken. Ich bin wirklich gespannt auf die Resultate.

Morgen gehe ich wieder nach Ampasinambo, um an der Landebahn zu arbeiten. Diesmal allerdings nicht so lange, nur bis nächsten Dienstag. Diesmal sind wir nur zu zweit, der Tilman und ich. So wird uns sicher nicht langweilig.

Ehm ja, das wars eigentlich, wie weiter oben angeschnitten, hat das mit den Visa in letzter Minute geklappt und wir mussten nicht aus dem Land fliegen. Sonst, "tsy misy vaovao", nichts Neues...

Bis bald

Matthias

5 Kommentare:

  1. Hallo Matthias

    Ich gebe dir gerne auch einen Tip betreffend Andry. Ich glaube der schafft es wohl bis am 30. April, länger gebe ich ihm auch nicht.
    Also du erzählst mir einwenig viel von diesen Würmern, ich hoffe einfach das du keine eingefangen hast. Was die Hühnerbeine betrifft, so hätte ich wohl besser das Fleisch im Paket gelassen und die Schokolade rausgenommen. Oder nicht? Auf jedenfall hätte ich diese Hühnerbeine schön dort gelassen wo sie waren!! "tsy misy vouvou", heisst das nichts Neues oder was?
    Machs guet i Ampasinambo u chum guet ummi zrugg. Liebi Härzgrüess Mami

    AntwortenLöschen
  2. hallo

    nenei, die schokolade ist schon ok, man bekommt hier sonst gutes fleisch. tja, was die würmer betrifft, die gibt es hier halt einfach! so nach einem halben jahr nehme ich wahrscheinlich mal eine wurmkur zur sicherheit, falls ich würmer habe.
    ja, tsy misy vaovao heisst "es gibt nichts neues".
    merci, wir werden sicher spass haben

    ciao

    matthias

    AntwortenLöschen
  3. Ciao Matthias
    Wir schicken dir ein grosses Kompliment zu deinen Berichten, die du super guet schriebsch, somit sind wir auch ein bisschen mit der grossen weiten Welt verbunden. Apropos Hühnerfüsse - die sahen nicht nach GaultMillau aus, vielleicht fehlte nur die Garnitur! Und zu den Würmern - manchmal hat man schon das Gefühl, dass die ganze Menschheit eine radikale Wurmkur nötig hätte! Dir wird es bestimmt nicht langweilig, sei es bei der Arbeit, beim Kulinarischen und auch bei deiner Freizeit (Abschiedspartys usw.) Gestern waren wir auf dem Jungfraujoch. Leider war die Aussicht nicht so super, wir konnten jedenfalls nicht bis nach Madagaskar sehen! Wir wünschen dir weiterhin eine gute, erlebnisreiche Zeit, ohne Blasen, Würmer oder sonstigem Ungeziefer. Liebi Grüess Hans + Inès

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Matthias
    Warst du auch schon an der Reihe um das Tischgebet zu sprechen?
    Wie mundet eigentlich das Fleisch? Ist es jeweils auch gut gewürzt? Du solltest dir vielleicht ab und zu nach dem Essen ein "Feuerwasser" genehmigen - frei nach dem Motto "Gib den Würmern keine Chance"!!! Die Hühnerfüsse sehen etwas zäh aus, ist sicher eine Delikatesse. Ursula als Vegetarierin würde sie auf jeden Fall dankend mir überlassen.
    Wie sieht es aus mit Freiwilligen, gibt es in nächster Zeit wieder Zuwachs da ihr ja nur noch zu dritt seid? Wir hoffen, dass du und Tilman viel Spass an der Arbeit in Ampasinambo hattet. Wir fiebern deinem nächsten Bericht entgegen und sind gespannt auf deine Fotogalerie.
    Herzliche Grüsse
    Papi & Ursula

    AntwortenLöschen
  5. @hans + inés
    merci, ich gebe mir mühe. ja die hühnerfüsse waren nicht unbedingt der hammer, bräuchte ich jetzt nicht jeden tag :-)
    nein, langweilig wird es bestimmt nicht! mir ist neulich bewusst geworden, dass die zeit extrem schnell vorbei geht - nun bin ich schon drei monate hier!

    @papi
    hehe, nein, die leute wissen, dass ich nicht bete. darum spreche ich auch nie das tischgebet.
    ja das fleisch ist sehr gut. meistens einfach nur mit salz und pfeffer gewürzt, aber trotzdem sehr gut. ja von innen her die würmer abtöten - rum hätten sie ja genug hier...
    hmm, ich glaube im juli, september und dezember sollte jeweils ein neuer kommen. aber zwei davon sind schweizer zivis und anscheinend sind die behörden in der schweiz im moment ein bisschen zögerlich mit dem versenden von freiwilligen - wegen der situation hier. aber bis dann wird sich die lage sicher wieder beruhigen.
    das mit der arbeit in ampasinambo war so eine sache, mehr dazu im nächsten bericht.

    ciao

    matthias

    AntwortenLöschen