Freitag, 30. Oktober 2009

Hauptberuf: Babysitter

In letzter Zeit, immer wenn ich nach Hause komme, drückt mir Lolona ihr Mädchen in die Arme und ich halte sie dann solange, bis Lolona ihre Sachen erledigt hat oder Anjarasoa Hunger bekommt. Das klingt jetzt, als würde mir das keine Freude machen, aber natürlich ist das Gegenteil der Fall, wie auf dem unten stehenden Bild zu erkennen ist :-)

Der Vater des Kindes ist übrigens unbekannt, oder besser gesagt, nur die Mutter kennt ihn... Da das Mädchen (noch) ziemlich weiss ist, habe ich schon ein paar mal gewitzelt, dass der Vater ein Weisser sein könnte. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch gerne anmerken, dass zu der Zeit, als Lolona schwanger wurde - das heisst Anfang Januar - ich sie noch gar nicht gekannt habe. Spart Euch also die blöden Kommentare und Witze, denn für die bin ich hier zuständig ;-)

Da meine Fotos wieder mal auf sich warten lassen, hat Sascha für mich eins gemacht. Hier also das erste Bild von Anjarasoa. Der Gangster links von mir ist Luc, der Sohn eines Arbeitskollegen und Neffe von Benja und Lydie. Anfang Jahr war schon mal ein Bild von Luc mit einem Chamäleon auf dem Blog...

Gestern waren wir zwei Säcke Kohle kaufen. So müssen die Frauen nicht jeden zweiten Tag selber mit einem Plastiksack gehen. Als nächstes werde ich einen 50kg Sack Reis besorgen, dann haben die Frauen auch wieder etwas weniger, an das sie denken müssen. Bin gespannt, wie lange wir brauchen, um den Reis zu essen. Bei uns in der Schweiz wären wir Jahre dran. Hier ein paar Wochen. Ich tippe auf höchstens zwei Monate.

In letzter Zeit spiele ich viel Memory mit Mamiratra (danke Hans und Inès). Sie wird jeden Tag besser und es macht Spass, sie so gute Fortschritte machen zu sehen.

Das wars für heut. Dieser Bericht ist noch kleiner und feiner als der letzte...

Bis dann

Matthias

Freitag, 23. Oktober 2009

Wie viele Zacken hat eine Toblerone?

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Und das weiss ich, da ich von euch allen immer so tolle Pakete mit Schokolade bekomme. Darum Danke!

Viel Neues gibt es seit den Ferien allerdings nicht zu berichten. Die Zeit in Ambositra war wie schon letztes mal super. Das Flugzeug ist zweimal gelandet, zuerst nur mit Fracht und danach mit Passagieren. Bei der zweiten Landung hat es geregnet und der Pilot hat nichts gesehen ausser unsere Pistenmarkierungen. Heisst also, dass wir nicht vergebens dort waren.
Langsam aber sicher bin ich fast lieber draussen am Arbeiten statt im Büro. Aber ich glaube, für den Rest dieses Jahres stehen keine weiteren Landebahn-Projekte mehr an. Und Flüge haben wir auch nicht sehr viele. Sieht so aus, als käme ich nicht mehr all zu oft aus meinem Bürosessel raus.

Wenn ich schon bei der Arbeit bin: Ich habe den ganzen schönen Dienstag damit verbracht, einen Computervirus vom Server zu löschen. Und das nur, weil einige Leute mit ihren verseuchten USB Sticks ins Büro kommen. Tja, mit solchem habe ich hier zu kämpfen. Aber jetzt wo das Problem gelöst ist, kann ich wenigstens sagen, dass ich etwas zu tun hatte und etwas dazugelernt habe. :-)

Das Baby von Lolona ist gesund und munter und meistens ein braves Mädchen. Auf jeden Fall bin ich nachts noch nie von ihr wach geworden. Bilder von ihr folgen in den nächsten zwei bis zweiundzwanzig Wochen :-)

Es sieht so aus, als würden wir dieses Wochenende seit langem wieder mal Fussball spielen gehen. Darauf freue ich mich schon.

Ach noch eine oder besser gesagt zwei schlechte Nachrichten. Mein Natel machts wirklich nicht mehr lange. Die Batterie hält wenn es gut geht einen Tag. Eine Ersatzbatterie habe ich bis jetzt noch nicht gefunden (aber aufgegeben habe ich noch nicht :-). Zum Glück gibt es madagassische Handys. Und zwar für umgerechnet etwa 8 CHF, inklusive SIM-Karte und Guthaben von 2.5 CHF :-) Leider sind diese Handys vergriffen und ich muss mir ein gebrauchtes kaufen. So bleibe ich meinem Ruf als derjenige mit dem schlechtesten Handy weit und breit also weiterhin treu.

Für heute wars das schon.

Der Bericht ist zwar klein, aber fein.

Bis dann

Dienstag, 13. Oktober 2009

Ferienbericht

Die Ferien sind schon seit letzter Woche zu Ende, Mänu ist wieder gut und in einem Stück zu Hause angekommen und nun habe ich endlich endlich ein bisschen Zeit, in aller Eile einen Ferienbericht zu schreiben. In wenigen Stunden geht es nämlich wieder los nach Ambositra, wo wir vor Kurzem die Piste zurechtgemacht haben. Jetzt müssen wir dort noch Pistenmarkierungen anbringen, nicht dass der Pilot die Maschine in die Reisfelder setzt. Mehr dazu aber nächste Woche, zuerst kommt der Ferienbericht. Fotos kommen wie immer erst später (wenn überhaupt, denn ich weiss nicht, ob ich meinen schwarz-weiss Film hier entwickeln lassen kann). Darum müsst ihr vorerst mit älteren Fotos vorlieb nehmen.


Mänu hat den langen Flug gut überstanden und ist zwar müde aber glücklich hier angekommen. Auch beim Zoll hatte er trotz seiner schweren Fracht keinerlei Probleme. Am nächsten Morgen gab es also erst mal Bescherung für die Leute zu Hause. Auf diesem Wege nochmals allen ein herzliches Dankeschön für all die tollen Sachen, die Ihr Mänu mitgegeben habt! Am Nachmittag haben wir einen Rundgang in der Stadt gemacht.

Am Freitag hatten wir dann unseren Flug, welcher uns nach Antalaha bringen sollte. Nach der Zwischenlandung in Maroantsetra war allerdings die Batterie kaputt und die Propellermaschine konnte nicht mehr gestartet werden. Resultat: eine gratis Übernachtung in einem sehr schönen Bungalow am Strand. Und da wir ja kein fixes Ferienprogramm geplant hatten, war uns das eigentlich nur recht.

Ein Zebu bei uns neben dem Haus. Ein bisschen wie eine Mischung aus Kuh und Dromedar, mit seinem Höcker...

Am nächsten Tag dann haben sie einen Mechaniker von Tana einfliegen lassen, welcher das Problem behoben hat. Danach ging es los nach Antalaha, einem kleinen Städtchen an der Ostküste Madagaskars. Den Tag haben wir damit verbracht, uns im Ort umzusehen und am Strand zu sitzen. Mänu konnte sogar ein paar Wale im Meer beobachten. Da ich meine Brille im Hotelzimmer gelassen hatte, ist mir dieses Spektakel leider entgangen.

Da es in Antalaha nichts Neues mehr für uns zu sehen gab, fuhren wir am Sonntag weiter nach Sambava. Die Strasse dorthin war sehr gut und wir kamen darum schon vormittags an. Da das Städtchen uns nicht speziell zusagte und der Tag noch lange war, entschlossen wir uns, direkt nach Vohémar weiterzufahren. Die Fahrt war ein bisschen mühsam, da der alte Bus an jedem Scheiss-Kaff angehalten und darum die Dauer der Reise sehr verlängert hat. Aber dafür erlebten wir typisches Madagaskar-Feeling an dem Tag, will heissen: im Taxi-B nach Sambava hatten drei Leute in einer Reihe Platz, vier wurden aber eingequetscht. Im Bus nach Vohémar hatten vier in einer Reihe Platz, aber fünf mussten sich die Sitze teilen.
Da wir bei der Ankunft ein wenig erschöpft waren und wussten, dass die Reise von Vohémar nach Ambilobe kein Zuckerschlecken werden würde, blieben wir zwei Nächte dort.

Benja und Lydie beim reparieren unserer Stromquelle.

Dienstag stand dann die Reise zwischen Vohémar und Ambilobe auf dem Programm. Ich wusste schon vorher, dass die Strasse zwischen diesen beiden Städtchen schlecht ist und darum nicht von normalen Taxi-Brousse, sondern von 4x4 Geländewagen befahren wird. An diesem Tag wieder mal Madagaskar Live: wir sollten um 7 Uhr beim Hotel abgeholt werden. Um halb 7 kam erstaunlicherweise der Fahrer mit seinem Toyota Hilux vorbei. Er sagte uns dann, er würde andere Leute abholen und dann um 8 Uhr zu uns kommen. Soweit so gut. Wir also wie abgemacht um 8 Uhr abfahrbereit vor dem Hotel. Dort haben wir das erste mal an diesem Tag gewartet, nämlich bis 9 Uhr. Das ist soweit nicht tragisch, alles andere hätte mich erstaunt. Dann fuhren wir durch Vohémar, um Gepäck und was weiss ich alles abzuholen. Schliesslich kamen wir an der Haltestelle an und alles Gepäck wurde aufs Dach geladen. Sehr gut, erst 10 Uhr und jeden Augenblick geht es los! Der Fahrer wollte "nur noch schnell 5 Minuten weg, um Leute aufzuladen". Tja, langer Rede kurzer Sinn, schlussendlich sind wir dann um 2 Uhr nachmittags abgefahren. Ich habe ja hier in Madagaskar gelernt, geduldig zu sein, aber das war sogar für mein Empfinden eine lange Warterei.
Aber das Schönste kommt noch: da war also dieser Toyota Hilux, ein Geländewagen mit einer Fahrerkabine für normalerweise 3 Leute und dahinter einer Ladefläche. Über der Ladefläche war ein Dach zum Schutz der Leute, die dort drin Platz nahmen und auch, um das Gepäck dort zu befestigen. In der Fahrerkabine waren inklusive Fahrer vier Personen, eine davon ein Baby. Mänu und ich hatten das Glück, mit 16 anderen Leuten auf der Ladefläche zu sitzen. Ich hatte vor mir ein Reserverad, worauf ich knapp meine Füsse stellen konnte. Aber viel Platz hatte es nicht, weil auf dem Rad noch eine alte Frau sass. Mänu neben mir hatte nicht das bessere Los gezogen, denn er war auch eingequetscht und wusste nicht recht wohin mit den Beinen.
Das wäre ja alles noch nicht so schlimm, wenn die Fahrt nach ein paar Stunden zu Ende wäre. Aber 11 Stunden, das geht auf Gemüt und Gesäss und in die Beine. Aber im Nachhinein war es eine gute Sache, diese Reise so zu machen. Was mich immer wieder erstaunt sind die madagassischen Kinder. Es waren zwei kleine Mädchen dabei, die haben während der ganzen Reise nicht einen Mucks von sich gegeben. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Kinder hier aus einem anderen Holz geschnitzt sind als die bei uns in der Schweiz.
Um zwei Uhr in der Nacht kamen wir ausgelaugt in Ambilobe an und haben so schnell wie möglich ein Hotel gesucht. Ich habe mich noch nie in einem Ort Madagaskars so unwohl gefühlt wie dort. Vielleicht lag es daran, dass es mitten in der Nacht war, als wir ankamen. Auf jeden Fall sind wir am nächsten Tag sofort weiter nach Diego.

Papa, der Vater von Benja, nie ohne seinen Radio.

Diego ist eine ziemlich schöne Stadt, aber unglaublich touristisch. Auf so etwas war ich nicht vorbereitet. Ich habe schon lange nicht mehr so viele weisse Leute auf einem Haufen gesehen :-). Um genug Zeit zu haben, einen Nationalpark zu besichtigen, waren wir nur einen Tag und eine Nacht in Diego. Dort haben wir zwei Kilo Vanille gekauft und uns dabei wie Grünschnäbel abzocken lassen. Die Frau, die uns das erste "Kilo" verkauft hat, hatte die Vanille schon in 200 Gramm Plastiksäckchen abgepackt. Wir haben also fünf davon gekauft, um ein Kilo zu haben. Neugierig und misstrauisch wie ich bin, habe ich dann später die Vanille gewogen. Grad mal 900 Gramm waren es! Als ich sie später wieder getroffen und darauf angesprochen habe, meinte sie, ihre Waage wäre halt anders als unsere. Ja sicher, erzähl du nur! Bei der zweiten Verkäuferin habe ich dann im Restaurant nach einer Waage gefragt. Auch diese hätte uns zu wenig verkauft, wenn ich nicht nachgewogen hätte. So müssen die mir nicht kommen. Der Preis der Vanille ist schon so hoch genug, dann sollen sie wenigstens die vereinbarte Menge geben. Ich bezahle ja auch nicht mit Blüten...

Der Beweis, dass ich meine Kleider wirklich selber und von Hand wasche. Rechts im Bild Vero, Plays und Lydies Schwester. Das Foto hat übrigens Lydie gemacht.

Städte haben wir schon viele gesehen, darum war es eine schöne Abwechslung, ein wenig die Natur zu besichtigen und kennenzulernen. Der Nationalpark, den wir besuchten, befindet sich 100km südlich von Diego. Wir fuhren also am Morgen von Diego los und konnten am Nachmittag eine Tour durch Grotten mit Fledermäusen besichtigen. Das interessante an diesen Grotten ist folgendes: in Madagaskar gibt es 18 verschiedene Völkergruppen. Als sich zwei davon vor längerer Zeit bekriegt haben, hat eine davon Zuflucht in diesen Grotten gefunden. Die Leute wären dort aber fast gestorben. Jetzt ist es noch heute Leuten der gegnerischen Volksgruppe untersagt, diese Grotten zu betreten. So konnte der Präsident Madagaskars - und ich rede vom rechtmässig gewählten und nicht vom jetzigen - diese Grotten nie besichtigen.
Am Nächsten Morgen haben wir einen Ausflug zu den Tsingys gemacht, das sind spezielle Felsformationen, welche im Laufe der Zeit durch den Regen, welcher die Steine ausgewaschen hat, entstanden sind.

Lolona, die Mutter von Mamiratra. Sie hat letzten Montag ein Mädchen namens Anjarasoa (ausgesprochen "Ansarasu) Michaella geboren. Beide sind wohlauf.

Danach wollten wir so schnell wie möglich nach Mahajanga, weil das ist wirklich die Stadt der Städte hier in Madagaskar, finde ich. Die Strände sind wunderbar und das Nachtleben fantastisch. Also haben wir an der Strasse auf ein Taxi-Brousse gewartet, welches noch Platz für uns hatte. Kaum hatten wir unseren Jass angefangen, kam auch schon eines, welches uns bis nach Antsohihy fahren konnte. Was für ein Glücksfall! Dort kamen wir dann am späteren Abend verschwitzt von der Tour am Morgen und müde und hungrig an. Wir haben uns an der Strasse an einen Tisch gesetzt, um etwas zu trinken und zu essen. Einige Leute haben uns angeschaut, als hätten sie noch nie einen Weissen gesehen (nicht unfreundlich, eher neugierig). Anscheinend machen in diesem Dorf nicht allzuviele Touristen halt. Dementsprechend auch das Hotel: in einem so schlecht durchlüfteten und drückend heissen Loch habe ich noch selten mal genächtigt.

Als ich in Mahajanga im Hotelzimmer meinen Rucksack öffnen wollte, habe ich - zum Glück - einen Skorpion entdeckt, welcher es sich am Reissverschluss gemütlich gemacht hatte. Die Angestellten im Hotel meinten, er wäre giftig. Ich weiss es bis heute nicht, bin aber froh, dass er mich nicht gestochen hat. Eine kleine Suche auf dem Internet hat ergeben, dass ich diesen sehr wahrscheinlich vom Nationalpark mitgebracht hatte, da es dort angeblich von Skorpionen nur so wimmelt. Würde mich allerdings nicht erstaunen, wenn er vom Hotel der vorherigen Nacht käme...

Die kennt Ihr schon, das ist Mamiratra.

In Mahajanga haben wir unsere Ferien ausklingen lassen, was soviel heisst wie: tagsüber baden am Strand und Souvenirs kaufen, abends bei der Meerespromenade sitzen und Fleischspiesse essen. Wir wollten zusammen 100 davon verdrücken, haben dann allerdings bei 70 aufgegeben.

Am Dienstag fuhren wir dann von Mahajanga nach Tana zurück, genau 555km. Die Strasse könnte besser kaum sein und auch landschaftlich mag ich diese Stecke sehr. Von kargen Ebenen an der Küste zu den Hügeln vom Hochplateau, so wird das Betrachten nie langweilig.

Mittwoch war der letzte Tag von Mänu vor seiner Abreise. Darum habe ich ihm noch die Garage der MAF gezeigt, um ihn ein bisschen gluschtig zu machen (er wäre der ideale Mann, um dort zu arbeiten. Sorry Mänu, das musste gesagt sein :-). Danach haben wir noch Früchte gekauft, seine Sachen gepackt und die letzten Stunden genossen.

Tja, und so gingen auch diese super Ferien zu Ende und ich muss jetzt los zur Arbeit.

Bis nächste Woche

Matthias