Dienstag, 21. Februar 2012

Kochen mit der Kraft der Sonne und andere Neuigkeiten aus Tuléar

In Tuléar ist es ja bekanntlich sehr heiss - besonders während den Monaten Januar und Februar. Dass man der Hitze und dem Sonnenschein nebst ständigem Schwitzen und Sonnenbrand auch seine positive Seite abgewinnen kann, beweisen folgende Fotos, welche uns beim Kochen mit Solar-Öfen zeigen:
Als Mitarbeiter der ADES habe ich gratis einen Solar-Ofen erhalten. Dieser wird der Sonne zugewandt, damit diese möglichst gerade in den Ofen scheint. Der Deckel ist auf der Innenseite mit einer Art Alufolie beschichtet, die die Sonnenstrahlen zusätzlich in die doppelverglaste Kammer spiegelt. So wird es im Ofeninnern bis zu 150°C heiss.
Zusätzlich habe ich mir auch einen Parabol-Kocher angeschafft. Auf unserer grossen Terrasse, wo wir den ganzen Tag über Sonne haben, ist das eine ideale Ergänzung zum Solar-Ofen. Der Vorteil des Parabol-Kochers ist, dass er sofort und sehr heiss wird, während der Solar-Ofen zuerst aufheizen muss und es beim Kochen durch seine viel niedrigere Temperatur dementsprechend mehr Zeit braucht, bis das Essen gar ist.

Auch der Parabol-Kocher muss zur Sonne ausgerichtet werden, damit man eine möglichst grosse Effizienz erzielen kann.

So sieht das dann aus, wenn man Spaghetti kocht.
Hier Essen aus dem Solar-Kocher (Garzeit je nach Mahlzeit 2 - 3 Stunden).
Im Grossen und Ganzen haben wir bis jetzt gute Erfahrungen beim Gebrauch der Solar-Kocher gemacht. Wenn man genügend Zeit hat - z. B. am Wochendende - spielt es ja auch keine Rolle, wann man anfängt zu kochen. Ausserdem spart man sich so das Gas und tut damit auch der Umwelt etwas zuliebe. Perfekt also.
Hier noch zwei Satellitenbilder von unserem Haus und Tuléar, damit ihr euch die Distanzen ein bisschen besser vorstellen könnt:


Oberer Kreis ist die ADES, wo ich arbeite, unterer Kreis unser Haus (man beachte die grosse Terrasse). Ich habe also einen sehr kurzen Arbeitsweg zu Fuss. Am Anfang war ich ein bisschen skeptisch, ob das Haus nicht zu nahe am Arbeitsort ist. Ich habe mich aber sehr gut daran gewöhnt und kann zu Hause auch ohne Probleme abschalten.
Von unserem Haus bis zum Zentrum sind es ungefähr 2.5 - 3km, mit Fahrrad also keine grosse Sache.
Hier noch ein Link zu einem Bericht über die ADES, der letztens in der Coopzeitung erschienen ist: www.coopzeitung.ch/2400413.

Letzte Woche ist ein Zyklon über Madagaskar gerauscht. Da er von Osten her kam, war er bei uns im Südwesten schon recht abgeschwächt. Wir haben deshalb ausser starkem Wind, Wolken und ein wenig Regen nicht viel davon gespürt. Den Osten der Insel hat es allerdings recht schwer getroffen. Heute spricht man von fast 200 000 Obdachlosen und mindestens 23 Menschen, die bei dem Sturm umkamen (diese Zahl wird aber wahrscheinlich in den nächsten Tagen noch nach oben korrigiert).

Wenn wir nicht gerade am Arbeiten, Haushalten oder Kochen sind, haben wir auch ein bisschen Zeit, ans Meer zu gehen. Dazu einige Fotos.

Bei Ebbe geht das Meer extrem zurück. Normalerweise ist ausser auf den Steinen in der Mitte alles umgeben mit Wasser.

Die Sicht von den Steinen zum Hafen - das Wasser ist weg.

Die Kinder freut es, sie können im warmen Wasser plantschen.
Andere wiederum vergnügen sich beim Fangen von Krebsen.

Auch ich war erfolgreich.
Danach haben wir uns auf den Weg zum Meer gemacht (respektive zum Wasser, da es sich ja zurückgezogen hatte). Man muss ganz schön weit raus laufen, bevor man es erreicht.
Boote sind auch noch unterwegs...

... zwischen Wasser und Sand.

Schliesslich haben wir es aber erreicht.

Schon ein komisches Gefühl, so weit draussen und doch nur bis zu den Knöcheln im Wasser.

Blick zurück zum eigentlichen Strand.
Und zum Schluss noch ein (nicht ganz ernst zu nehmender) Aufruf: Falls jemand rote Malfarben hat, bitte schnellstmöglich nach Madagaskar senden, hier werden die nämlich ganz verzweifelt gesucht und auch bis zum letzten Rest aufgebraucht (Kein Witz, Thania braucht die im Labor - und zwar bis vom Stift nichts mehr übrig ist. Das ist übrigens kein Tick von ihr, sondern das machen alle so...):


Also, habt eine schöne restliche Woche!

Matthias

Freitag, 3. Februar 2012

Stress pur

So, liebe Leute, hier ist endlich der erste Blog-Eintrag nach den Weihnachtsferien, den einige von euch sicher mit Spannung und Ungeduld erwartet haben. Der Titel verrät schon, wieso ich nicht früher dazu gekommen bin, euch von meinen Erlebnissen hier in meiner neuen Heimat - wenigstens für die nächsten zwei Jahre - zu berichten.

Der Rückflug nach Tana ist ohne Zwischenfall verlaufen und wir wurden am Flughafen von Thanias Vater in Begleitung eines Taxifahrers - der Mann von Thanias Cousine - erwartet. Zurück in Madagaskar war es im ersten Moment doch eine rechte Umstellung: vom geheizten Haus mit Warmwasser in der Schweiz zum einfacheren Haus mit Aussentoilette und ohne fliessend Wasser hier in Madagaskar. Doch daran habe ich mich ganz schnell wieder gewöhnt.

Wir haben dann eine knappe Woche in Tana verbracht, wo wir unter anderem Leute besuchten und ich Abklärungen für meine jetzige Arbeit machen musste. Letzten Freitag sind wir dann von Tana mit dem Bus nach Tuléar gefahren, wo wir am Samstag gegen Mittag nach rund 20 Stunden Fahrzeit angekommen sind. Wir hatten die hintersten Plätze und dadurch war die Reise nicht so gemütlich. Doch zum Glück konnte ich ein wenig schlafen.

Die ersten paar Nächte in Tuléar sind wir bei entfernten Verwandten von Thania untergekommen, welche uns grosszügigerweise ihr schönstes Zimmer zur Verfügung gestellt haben - das ist madagassische Gastfreundschaft! Gleichzeitig haben wir uns auch um eine eigene Bleibe bemüht und zum Glück mit Hilfe von Bekannten schnell etwas gefunden.

Nun ist es so, dass wenn man in Madagaskar ein Haus oder eine Wohnung mietet, selbige nicht unbedingt in einem super Zustand ist. So war es auch bei uns der Fall: viel Dreck, hässliche Wände, Lampen kaputt und WC funktioniert nicht richtig. Um all die Reparaturarbeiten muss man sich selber bemühen. Die Vermieterin hat zwar einen Maler organisiert, doch Farben, Pinsel usw. musste ich zuerst mal von meinem Geld kaufen (welches mir zwar mit den Mieten zurückerstattet wird, doch die Umstände für den Kauf hatte ich trotzdem).

Wir waren und sind also mit unserer Arbeit - ich bei der ADES und Thania mit ihrem Praktikum im Spital -, dem Einrichten der Wohnung und dem Überwachen der Reparaturarbeiten im Moment recht beschäftigt. Trotzdem hier schon mal viele Bilder, damit ihr einen ersten Eindruck habt:

Die Küchenschränke waren voll Dreck und ausgetrockneter Kakerlakenlarven.
Eifrig am Putzen, macht man ja gerne.
So sieht die Küche geputzt, neu gestrichen...
... und halbwegs eingerichtet aus.
Die Wohnung ist nicht allzu gross, doch für uns zwei ideal. Links vorne (sieht man nicht) befindet sich das Gästezimmer, danach die Küche, geradeaus die (Kaltwasser)-Dusche, rechts hinten in der Ecke das WC, danach unser Schlafzimmer und ganz vorne rechts das Wohnzimmer.
Unser Schlafzimmer, im Moment noch etwas überstellt, da wir keine Kommode für die Kleider haben und der Tisch nicht im Wohnzimmer steht, da dies heute Morgen gestrichen wurde.
Das ist das Haus von aussen. Wir bewohnen die Dachwohnung mit der grossen Terrasse, siehe nachfolgende Bilder. Unschwer zu erkennen auch der sehr grosse Garten, welcher im Moment aber noch nicht so bepflanzt ist. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.


Der Eingang zu unserer neuen Wohnung. Auch auf der grossen Terrasse ist noch viel Arbeit zu tun, damit man dort ein schönes Plätzchen hat.

Da der Garten so grosszügig bemessen ist, habe ich mir gedacht, ...
... meinen Lastwagen mitzunehmen - für alle Fälle.
Die Wohnung kostet uns umgerechnet etwa 120 CHF pro Monat. Für Schweizer Verhältnisse natürlich geschenkt, hier ist das allerdings viel Geld. Dazu kommen dann noch etwa 30 CHF für den Wächter, der mit seiner Familie im Nachbarhaus wohnt und die Kosten für Wasser und Strom.
Die Wasserrechnung dürfte allerdings nicht allzu teuer werden, da wir keine Waschmaschine besitzen, welche viel Wasser verschlingen könnte. Hier Thania beim Wäschewaschen.
Nun aber genug Bilder von unserem neuen Zuhause. Spätere werden folgen, sobald wir besser eingerichtet sind. Hier unten noch ein paar Schnappschüsse aus Tuléar:

Am Strand zur Zeit der Ebbe.
Es ist zwar recht schön, das Meer zu betrachten und ein bisschen dort zu verweilen, baden möchte ich an diesem Ort aber nicht.
Fischerboote bei Sonnenuntergang.
Wie man sich denken kann ist es in Tuléar vor allem eines: HEISS.
Dementsprechend trocken und staubig sind die Strassen, ...
... wenn es denn nicht gerade regnet. Denn dann verwandeln sich die Strassen wegen fehlender Abflüsse...
... in kleine Seen.
Das wäre es für heute. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende. Ich freue mich auf meines, um es ein bisschen ruhiger angehen zu können als während dem ersten Teil dieser Woche.

Ciao

Matthias