Freitag, 29. Juni 2012

Die Ferien nahen

Von vielen Leuten höre oder lese ich oft während mehreren Wochen oder sogar Monaten nichts. Es heisst dann meist, es gäbe ja sowieso nicht viel zu erzählen. Ich verstehe dieses Dilemma jetzt ein bisschen. Auch hier gibt es nicht viel Neues, denn die Arbeit und die Wohnung (welche wir immer noch Stück für Stück am Einrichten sind) nehmen einen Grossteil der verfügbaren Zeit in Anspruch. Trotzdem möchte ich in meinem wahrscheinlich letzten Bericht vor den Sommerferien (respektive wären es Winterferien, von der südlichen Hemisphäre aus betrachtet) versuchen, einige alltägliche Sachen interessant zu schildern.

Vor kurzem durfte ich mich als Informatiklehrer betätigen. Mein "Schüler" ist von Beruf Lehrer am "Centre de Formation Professionelle" in Ejeda. Diese Schule hat von der ADES vier Computer gespendet bekommen. Um nicht nur Computer zu schenken und die Sache dann dabei zu belassen, haben wir ihnen auch eine Informatik-Grundausbildung versprochen. Während zwei Wochen habe ich meinem "Schüler" José Grundsätzliches über die Computerbenutzung beigebracht: Briefe / Texte verfassen, Tabellenkalkulation, Präsentationen, Drucken und Scannen, CDs brennen usw. Er war ein angenehmer und sehr interessierter Praktikant, von daher hat die Zusammenarbeit mit ihm Spass gemacht.

Am 26. Juni hat sich der Madagassische Unabhängigkeitstag zum 52sten mal gejährt. Mir ist dabei bewusst geworden, dass ich jetzt schon wieder ein Jahr in Madagaskar lebe - mit Ausnahme der Weihnachtsferien in der Schweiz. Wie die Zeit doch vergeht... Aber zurück zum Nationalfeiertag: Es stimmt schon nachdenklich, dass mit grossem Pomp und Getöse in allen grösseren Städten Paraden stattfinden - Polizisten und Militär natürlich herausgeputzt - die Kriminalität und Unsicherheit im Land aber ständig steigt, die Wirtschaftslage schlecht ist wie seit Jahren nicht mehr und die Bevölkerung je länger je mehr in die Armut rutscht. Vieles, was in Madagaskar während Jahren aufgebaut wurde, hat der jetzige Putschistenpräsident in seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit zerstört. Erstaunlich ist dies jedoch nicht, wenn man bedenkt, dass der werte Herr eigentlich nur ein DJ ist... Soviel zu diesem Thema.

Letztens haben wir Besuch von Kollegen aus Tana bekommen. Leider blieben sie nur eineinhalb Tage, da sie wieder arbeiten mussten. Trotzdem war es schön, wieder einmal bekannte Gesichter zu sehen. Als Mitbringsel von ihren Ferien haben sie in Tuléar zwei junge Ziegen gekauft :-) Unser Wächter hat ihnen bei der Besorgung und vor allem beim Märten geholfen. Eine drei Wochen alte Ziege hat sie 15000 Ariary gekostet, das sind umgerechnet zirka 6 - 7 Franken. Es würde mich interessieren, wie viel so eine Ziege in der Schweiz kostet...

Dieses Wochenende kriegen wir gleich wieder Besuch, diesmal aber für längere Zeit. Thanias Schwester Sandrine wird in Tuléar ein Praktikum absolvieren, welches sie für ihren Abschluss als Hebamme braucht. Wir werden also für die verbleibenden drei Wochen vor meinen Ferien zu dritt bei uns wohnen.

Nächste Woche steht für mich allerdings wieder eine Dienstreise auf dem Programm. Von Dienstag bis am Freitag werde ich in Fianarantsoa sein, um einen zusätzlichen Computer und ein anderes Modem für den Internetzugang zu installieren und das Personal für den Gebrauch unserer Computer-Anwendung auszubilden (in dieser Anwendung werden alle unsere hergestellten Solar- und Sparöfen von der Produktion bis zum Verkauf erfasst).

Aus Mangel an Fotos hier für einmal nur zwei Bilder, die "Bilder des Monats":

Unser Wächter Monsieur Fila beim Papaya-Pflücken.

Nichts für Leute mit Höhenangst...
 Habt alle ein schönes Wochenende und bis bald!

Matthias

2 Kommentare:

  1. Lieber Matthias

    Wir verstehen es vollkommen, dass es nicht immer einfach ist vom Alltag zu erzählen, da sicher eine gewisse Routine Einzug hält.
    Aber es tut sehr gut, wenn wir aus deinem Leben etwas lesen dürfen. Denn das Leben auf diesem Kontinent ist sicher ganz anders als bei uns in der Schweiz. Hier ist die Hektik im Vordergrund. Niemand will sich mehr Zeit nehmen und doch lieben wir unsere CH mit den diversen Facetten und einer gewissen Sicherheit.
    Sicher hast du viel Spass und Erfolg beim Unterrichten. Denn nur wenn man mit Geduld und guten Tipps & Tricks die User instruiert macht das „Compüterlen“ auch richtig Freude.
    Habt ihr die jungen Ziegen zum Festschmaus bereits gegessen und wer hat sie, wenn dem so ist, geschlachtet…, huiuiui?
    Oder lässt ihr die Ziegen leben, um aus der Milch evtl. Ziegenkäse zu produzieren?
    Betreffend eurer Wohnung: ist das Dach nun wintertauglich genug?
    Lass alle lieb von uns grüssen und wir freuen uns riesig auf ein Wiedersehen.
    Bis bald in der CH
    Herzliche Grüsse
    Papi & Ursula

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  2. Hallo,

    Nein ich glaube die Ziegen haben sie noch nicht geschlachtet. Warten wohl noch ein bisschen, bis sie grösser sind. Das Dach wurde noch nicht repariert leider, hier geht halt alles ein bisschen länger... Aber da es bei uns im Moment nicht regnet, ist das auch noch nicht so ein Problem.

    Bis bald

    Matthias

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