Montag, 21. September 2009

Was nicht passt, wird passend gemacht

Nun bin ich also wieder zurück von den Fer--, ehm von der Arbeit ausserhalb von Tana. Wobei man sagen kann, dass die Zeit in Tamatave wirklich fast wie Ferien war, allerdings nur sehr kurze. Vorletzten Donnerstag sind wir dorthin gefahren und am Freitag schon wieder zurück. Glücklicherweise haben meine Kollegen mit dem Zoll schon alles geregelt und so konnten wir am Freitag Nachmittag die Rückreise antreten (natürlich mit den Sachen, die wir abholen sollten). Durch das Herumfahren in Tamatave habe ich auch recht viel von der Stadt gesehen. Ich muss sagen, meine Wunsch-Ferien-Destination Nummer eins ist es nicht :-) Aber es war trotzdem mal interessant, dort gewesen zu sein. Vor allem den grossen Hafen zu sehen - zwar nur von weitem - war eindrücklich.

Danach war ich nicht sehr lange zu Hause - von Samstag Morgen um 2 Uhr bis Sonntag Vormittag um 10 Uhr - dann ging es schon ab auf den nächsten Trip. Und zwar wie schon berichtet nach Ambositra, wo wir eine bestehende Landebahn wieder in Schuss bringen mussten. Aber dazu am besten ein paar Bilder (da Martin eine Digitalkamera dabei hatte, kann ich heute mal verschwenderisch viele Bilder hochladen :-):

Der Arbeitsweg war ziemlich lange. Da die Landebahn etwa 20 km ausserhalb von Ambositra liegt und die Strassen nicht sehr gut sind, brauchten wir pro Weg ca. 45 min.

Hier soll die Piste sein: bedeckt von Gras, Fahrrinnen und weiter hinten Sträuchern. Unsere Aufgabe: Rasen mähen, Sträucher schneiden und Löcher füllen.

Als wir den Rasenmäher das erste mal gestartet haben, waren die Kinder ziemlich aus dem Häuschen. Verständlich, haben sie so etwas doch noch nie gesehen. Zum Glück mussten wir nicht den ganzen Rasen von Hand mähen, das wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Die letzten 200 der knapp 700 Meter langen Piste waren wegen den vielen Sträuchern die mühsamsten. Zum Glück hatten wir tatkräftige Unterstützung von einer anderen Organisation.

Noch ein paar Löcher füllen...

... einen Windsack montieren für unsere Piloten...

... und landebereit wäre die Piste.

Unser madagassische Kollege Michel hat eine Bekannte von sich - welche in Ambositra lebt - als Köchin engagiert.

Das Essen war immer fantastisch.

Wir hatten eine Riesengaudi mit den Kindern. Sie sind immer dem Auto hinterhergerannt und raufgesprungen. So macht die Arbeit doch sofort viel mehr Spass. Schon eindrücklich: Anfang Woche sind die Kinder weggelaufen, sobald wir uns ihnen auch nur zwei Schritte genähert haben (es wurde uns gesagt, dass sie zum Teil noch nie Weisse gesehen hätten). Ende Woche war es das komplette Gegenteil. Anscheinend haben wir drei Weissen einen guten Eindruck hinterlassen :-).

Dr. med. Matthias bei der Arbeit. Dazu die Vorgeschichte: am Morgen jenes Tages habe ich meine Hand an einem Kaktus gestochen. Diese ist dann ein bisschen geschwollen und hat beim Bewegen geschmerzt. Darum habe ich sie desinfiziert. Da sehe ich diesen Jungen komisch durch die Gegend laufen und frage ihn, ob er weh am Fuss hat. Er meinte ja und ich habe mir das mal angeschaut. Sah nicht allzu gut aus, eine recht grosse Wunde und natürlich voller Dreck. Nach langem hin und her (denn er hatte Angst), konnte ich ihn dazu bringen, sich von mir die Wunde reinigen, desinfizieren und verbinden zu lassen. Das Problem ist folgendes: die Kinder haben keine Schuhe, rennen rum, tun sich weh und haben dann keine Möglichkeit, die Wunde richtig zu behandeln. Und wenn sich die ganze Sache entzündet, kann es im schlimmsten Fall darauf hinauslaufen, dass der Fuss amputiert werden muss (das sage ich jetzt nicht einfach so, das wurde mir von jemandem erzählt, der solche Sachen schon viel erlebt hat).

Martin, einer der neuen Freiwilligen aus Deutschland, bei einem recht gut gelungenen Selbstportrait mit den Kindern.

Zum Schluss noch ein Gruppenfoto. Von links: Michel, dann ein komischer Typ, dessen Name ich nicht mehr weiss, John und Martin. Die Kinder kenne ich leider nicht beim Namen. Das Bild hat übrigens ein Madagasse geschossen, der uns sehr bei der Arbeit geholfen hat. Ich denke, es war das erste mal, dass er eine Kamera bedient hat, hat es aber ganz gut hingekriegt.

So, Schluss für heute. Diesen Mittwoch kommt Mänu, dann gehts ab in die Ferien.

Bis dann.

Matthias

Donnerstag, 10. September 2009

Hats also doch noch geklappt

So, nach wochenlangem Warten hat es nun mit Tamatave doch noch geklappt. Wir werden heute morgen losfahren und am Nachmittag dort ankommen. Wann wir zurückkehren, weiss ich nicht genau, entweder am Freitag oder Samstag. Je nachdem, wie wir dort unten vorwärts kommen.

Nächste Woche werde ich dann nach Ambositra fahren. Das ist ein kleines Städtchen zwischen Antsirabe und Fianarantsoa. Dort werden wir eine bestehende Landebahn wieder in Schuss bringen. Das heisst, Gestrüpp schneiden und Löcher auffüllen. Dies sollte allerdings in ungefähr fünf Tagen gemacht sein. Dann bin ich selbstverständlich für meine Ferien wieder zurück :-)

Gestern Abend habe ich Rösti zubereitet, was noch relativ schwierig ist mit einer Bratpfanne ohne gute Beschichtung und auf einem Feuer, wo man die Temperatur nicht regulieren kann. Das Endresultat war aber alles andere als schlecht und darum eine geglückte Aktion.

Lydie hat gesagt, dass sie von Kartoffeln langsam aber sicher genug hat, weil sie in letzter Zeit zu viele davon gegessen habe (ihre Abneigung hat also nichts mit meiner Rösti zu tun ;-). Ich hab sie dann gefragt, wie es mit dem Reis stehe, weil den isst sie ja auch immer (ich hab das als Witz gemeint, weil die Antwort kannte ich ja schon). Reis ist halt das Grundnahrungsmittel der Madagassen, von dem haben sie nie die Nase voll. Wohingegen Kartoffeln nur eine Beilage sind, von welcher man mit der Zeit schon genug kriegt...

So, das wars für heute, jetzt muss ich los, meine Sachen packen.

Bis zum nächsten mal.

Matthias

Mittwoch, 2. September 2009

Was grad so läuft

Nun war ich diese Woche noch immer nicht in Tamatave. Frage mich langsam, ob wir irgendwann mal gehen werden. Vielleicht morgen...
Sonst habe ich auf der Arbeit im Moment recht viel zu tun. Jakob und seine Familie kamen letztes Wochenende zurück und er hat mal wieder einen neuen Laptop, der installiert und konfiguriert werden muss. Natürlich wie immer noch mit einer Ladung Zusatzwünschen :-) Ist aber gut so, das macht die Sache interessant.
Benja, der Mann von Lydie, ist gestern nach einmonatiger Arbeit im Norden von Madagaskar nach Hause zurückgekehrt. Er war mehr oder weniger in der Region unterwegs, wo Mänu und ich Ende September hinreisen werden.

In Mahanoro: in diesem See wird gebadet, gefischt und gewaschen.

Gestern Abend war ich bei Jakob zum Grillen eingeladen. Als ich zu Hause ankam, stand die Türe meines Zimmers noch offen. Ich dachte so, da wird Luc (mit dem ich sonst das Zimmer teile) wohl heute nicht hier schlafen. Geh ich rein und da schlafen vier Leute im ausziehbaren Sofa neben meinem Bett :-). Verwandte von Lydie sind zu Besuch und im Haus ihrer Eltern hat es nicht genügend Betten, also wurden sie dort untergebracht, wo es Platz hat. Aber mich stört das nicht im Geringsten. Sonst hätte ich ja im Einzelzimmer "meiner" Villa bleiben können.

Ein Mädchen und...

... ein Baby in Andasibe. Kinder geben halt immer gute Motive ab...

Letzte Woche war eine Zahnpastatube leer und ich habe sie in den Abfalleimer geworfen. Als ich am Abend von der Arbeit nach Hause kam, sah ich die Tube auf einem Gestell. Als ich Lydie fragte, ob noch was drin wäre, antwortete sie nein, aber es sei halt ein Spielzeug für Rotsy. Ich habe mich fast ein bisschen geschämt, dass mir das nicht von selbst eingefallen ist. Und es wurde mir wieder mal bewusst, wie verwöhnt bei uns die Kinder (aber auch die Erwachsenen) eigentlich sind. Da haben sie Zimmer voller Spielzeug und langweilen sich trotzdem sehr oft. Hier beschäftigen sich die Kinder stundenlang mit Kleinigkeiten - sie haben ja auch keine andere Wahl. Allerdings denke ich nicht, dass sie hier deswegen ärmer dran sind als bei uns, im Gegenteil!

Eine Autowerkstatt - und wahrscheinlich reparieren sie hier so ziemlich alles - in Maevatanana, ein Dorf auf dem Weg nach Majunga.

Vor ein paar Wochen, als ich so durch die Reisfelder marschierte, hatte ich eine motivierende Begegnung. Und zwar kam ich an einem jungen Madagassen vorbei und wir haben uns gegrüsst. Das kurze Gespräch hat sich etwa so abgespielt:

Er: Bonj---. (weiter kam er aber nicht, weil ich fast gleichzeitig auf madagassisch gegrüsst habe).
Ich: Guten Tag.
Er: Guten Tag. Ah, du sprichst madagassisch.
Ich: Nur ein bisschen, ich lerne immer noch.
Er: Ganz stark!

Ich meine es war zwar purer Zufall, dass ich alles verstanden habe, denn das meiste verstehe ich immer noch nicht. Was aber schön ist, der Typ hat sich echt gefreut, dass ich seine Sprache lerne. Und das motiviert natürlich, immer weiterzumachen und nicht verzweifelt aufzugeben.

Ein wie immer gut beladenes Taxi-Be. Die Busse - meist kleine Mazda - für längere Strecken werden Taxi-Brousse genannt. Jene in der Stadt oder für kürzere Strecken - wie das hier auf dem Bild - Taxi-Be (wenn an ein Wort "be" angehängt wird, bedeutet das eine Steigerung. Hier "be" weil es ein grosses Taxi ist).

Heute Abend kommen drei Deutsche Freiwillige an, die muss ich am Flughafen abholen. Davor spielen wir noch bei Adam Karten (dort wo ich vorher gewohnt habe, er ist jetzt zurück für die Wartung des Flugzeuges). Und sonst gibt es eigentlich nicht viel Neues.

Bis dann

Matthias