Dienstag, 24. August 2010

Huaca Pucllana

Letztens besuchte ich oben genannte archäologische Stätte, welche nur ein paar Blocks von meinem Heim entfernt liegt. Schon faszinierend, solch ein jahrhundertealtes Monument mitten in einer Grossstadt anzutreffen.


Nun ein paar historische Details für diejenigen, die nicht nur die Bilder anschauen:
"Huaca Pucllana" ist Quechua (huaca = verehrtes Objekt oder Ort; pucllana kommt von pucllay = Spiel) und kann als "Platz für rituelle Spiele" übersetzt werden. Tatsächlich war es ein zeremonielles und administratives Zentrum der Lima Kultur - also des Volkes, welches in der Zeit von 200 n. Chr. bis 700 n. Chr. in der Gegend des heutigen Lima gelebt hat. Die Leute haben das Meer verehrt und vor allem Fischfang und Anbau von Gemüse betrieben. Das Zentrum war einerseits ein Ort des Handels, andererseits ein Ort von religiösen Zeremonien. Dort wurden zum Beispiel Frauen und Kinder geopfert.


Im obigen Text habe ich die Sprache Quechua erwähnt. Diese Sprache wurde schon von den Inka gesprochen und ist auch heute noch in einigen Teilen Südamerikas - vor allem in den Anden - weit verbreitet. In Peru ist es in jenen Teilen, in denen es gesprochen wird, eine offizielle Sprache.
Allerdings lernen die Leute diese Sprache nicht in der Schule, so wie wir in der Schweiz eine zweite Landessprache lernen. Dies finde ich eigentlich schade, da es ein wichtiger Teil der peruanischen Kultur ist - denn Spanisch wurde ja erst im 16. Jahrhundert von den Konquistadoren eingeführt. Weitaus tragischer finde ist allerdings, wenn Eltern ihren Kindern kein Quechua mehr beibringen, aus Angst, dass man letzteren beim Spanischsprechen ihre Herkunft anmerkt und sie somit einen schwierigeren Stand haben. Ich denke, Rassismus gegen indigene Menschen ist noch heute ein Problem hier in Peru.
Nichtsdestotrotz oder gerade darum habe ich angefangen, diese Sprache ein wenig zu lernen. Denn es ist sicher von Vorteil, wenn man ein oder zwei Wörter Quechua spricht - je nachdem wohin man reist - und wenn die Menschen dann noch merken, dass ihre Sprache geschätzt und sogar von Ausländern gelernt wird, umso besser.
Das spezielle an dieser Sprache ist aber, dass sie nur in mündlicher Form existiert. Es gibt zwar eine mehr oder weniger offizielle Schreibweise, allerdings können gebürtige Quechua-Sprecher die Sprache meist eben nur sprechen. Zum Glück habe ich aber ein ganz gutes Büchlein zum lernen. Damit und mit der Hilfe einer Arbeitskollegin weiss ich dann jeweils, wie man die Wörter ausspricht.
Bis jetzt kann ich grüssen, mich verabschieden, bitte und danke sagen und häbchläb bis auf 10 zählen.
Quechua lerne ich aber mehr aus Spass und weil es mich interessiert, eine so exotische Sprache mal in den Mund zu nehmen. Je mehr ich dann weiss, desto besser - und was ich nicht weiss, tant pis. Mein Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Spanisch, das ist eine todernste Angelegenheit :-).


Wie ihr sicher gemerkt habt, habe ich euch bis jetzt in jedem Bericht mit Fotos verwöhnt. Das liegt nicht nur an der Digitalkamera meines Mitbewohners, sondern auch daran, dass bei uns in der Nähe ein gutes Fotogeschäft ist, welches Filme innerhalb eines Tages entwickelt und Abzüge in exzellenter Qualität macht - und das zu einem Preis, von dem wir in der Schweiz nur träumen können. Ob ihr auch weiterhin in jedem Bericht Fotos bestaunen dürft, hängt also nur davon ab, wie regelmässig ich meine Kamera brauche und wie schnell ich die Filme fülle.


So, für heute habe ich genug geschrieben.

Bis bald.

Matthias

Samstag, 14. August 2010

Meine Mitbewohner

In den zwei ersten Berichten habt ihr vielleicht gemerkt, dass ich mich hier noch nicht so wohl gefühlt habe. Das hat sich jetzt zum Glück geändert. Seit nun einer guten Woche fühle ich mich hier wohl, die Arbeit gefällt mir und mit dem Spanisch läuft es wie schon berichtet auch je länger je besser. Könnt euch also darauf einstellen, dass ich erst nächsten Juli nach Hause komme :-)

Dieses mal werde ich euch unter anderem etwas über meine Mitbewohner berichten. Wir wohnen ja hier zu dritt in einer WG. Von den beiden wurde ich sehr gut aufgenommen und wir verstehen uns auch wunderbar.

Christian
Er ist Fotograf für eine peruanische Zeitschrift. Studiert hat er allerdings etwas, das ich noch nie zuvor gehört habe, nämlich "Zootechnik". Dieses Studium umfasst alles, was Tierzucht und -haltung betrifft. Gefallen hat es ihm hingegen nicht, da er lieber von Anfang an Fotograf gewesen wäre. Doch sein Vater war der Meinung, dass man mit Fotografie alleine kein Geld verdienen kann... Tiere aber hat er noch heute gerne und besitzt auch einen Hund.
Da seine Eltern beide Spanier sind, denken viele Peruaner - vor allem Leute in ländlichen Gebieten - dass er ein Ausländer ("gringo") sei.

Sayo
Dieser Herr ist schon 41 Jahre alt, hat sich aber jung gehalten (vom Aussehen her beurteilt selber, aber von seiner Art her auf jeden Fall schon... :-). Studiert hat er Kommunikation mit Spezialisierung auf Kino. Heute arbeitet er bei einer Medienfirma als Webmaster. Er ist ein absoluter Kinofanatiker was lateinamerikanische Filme anbelangt. Diese Woche zum Beispiel fand ein Filmfestival in Lima statt, für welches er sich extra Ferien genommen hat, damit er möglichst viele Filme schauen konnte. Da er einen Pressepass hat, durfte er jede Vorstellung gratis besuchen.

Die Freundin von Sayo (links) und Christian

Vergangene Woche war ich dementsprechend oft im Kino. Für mich war es interessant, die Filme dieses Festivals zu sehen. Einerseits, weil die Filme so anders sind als die Hollywood Produktionen, wie wir sie bei uns kennen. Und andererseits ist es natürlich auch eine gute Übung für mich, Filme auf Spanisch zu schauen.


Am Donnerstag war mein freier Tag. Da ich nichts anderes zu tun hatte, habe ich Sayo zu einigen Interviews mit Schauspielerinnen und einem Regisseur dreier Filme, die im Moment hier gezeigt werden, begleitet. Er hat meine Hilfe gebraucht, um mit meinem Laptop die Interviews aufzuzeichnen. War interessant da mal hinter die Kulissen zu blicken.


Die Fotos sind übrigens vom Grillabend am Freitag.

Schöne Woche

Freitag, 6. August 2010

Patriotische Peruaner?

Wusstet Ihr, dass jeder peruanische Haushalt während dem Monat Juli eine peruanische Flagge vor seinem Haus wehen hat? Dies hat zwar mit dem Nationalfeiertag vom 28. Juli zu tun, nicht aber etwa mit dem Patriotismus der Peruaner. Vielmehr sind die Bürger per Gesetz dazu verpflichtet, die Flagge zu hissen, denn sonst droht eine Busse (auf jeden Fall habe ich mir das sagen lassen...). Nun ja, andere Länder, andere Sitten.

Sonst geht es mir nicht schlecht - ich habe mich ein bisschen besser eingelebt, mit dem Spanisch komme ich jeden Tag einen Schritt voran und mit der Arbeit habe ich auch angefangen. Bis jetzt habe ich vorallem ein bisschen geschnuppert, was ich so machen werde. Aber hier mal mein persönlicher Arbeitsplan:

Sonntag: Computer-, Mathematik- und Englischkurse und ausserdem Fussballspielen.
Montag: Kochkurs, Aushilfe in der Administration.
Dienstag: Computerkurs für den Informatiker der Organisation, Mithilfe bei der Wartung der PCs und des Netzwerkes.
Mittwoch: Ernährungskurse.
Freitag: Deutschkurs für Mitarbeiterin (sie lehrt mich dafür Spanisch), Bibliothek (es gibt da ein Projekt in einem recht armen Stadtteil, wo die Kinder in dieser kleinen Bibliothek Hilfe bei ihren Hausaufgaben bekommen).
Jeweils an einem oder zwei Abenden in der Woche werde ich auch in Schulen/Universitäten mitgehen, um dort irgend eine Aktivität zu machen. Da bis jetzt Schulferien waren, habe ich da noch keinen Einblick erhalten.
Donnerstag und Samstag sind meine freien Tage...

Hmm tja, das wäre so meine Arbeitswoche. Im Moment ist es noch recht schwierig zu sagen, wie gut mir das gefallen wird. Das wird sich dann zeigen, sobald ich anfange, alleine zu unterrichten und selber für die Kurse verantwortlich bin (bis jetzt habe ich ja immer jemanden begleitet um zuzuschauen).

Draussen ist es übrigens recht kalt und fast immer bewölkt. In den zehn Tagen, die ich nun hier bin, habe ich erst eine Handvoll Sonnenstrahlen gesehen. Drinnen ist es oft nicht viel wärmer - kein Wunder ohne Heizung und mit Fenstern, die man gar nicht ganz schliessen kann.

Zum Abschluss noch einige Bilder meines Heimes:

Mein Zimmer

Wohnzimmer

Küche

Also, bis nächste Woche.

Matthias