Freitag, 29. Mai 2009

Ferien

Es hat also tatsächlich geklappt mit der Reise. Am Sonntag, 17. Mai sind wir los und am Dienstag, 26. Mai war ich wieder zurück. Die Reiseroute war Tana -> Antsirabe -> Fianarantsoa -> Manakara -> Mananjary -> Nosy-Varika -> Tana.


Tana - Antsirabe
Am Sonntag wollten wir die kurze Fahrt - ca. 3 Stunden - von Tana nach Antsirabe hinter uns bringen. Das hat alles ganz gut geklappt. Wir kamen am Busbahnhof an und dort stand auch prompt schon ein Taxi-B mit zwei freien Sitzplätzen zur Abfahrt bereit. Der Fahrpreis schien in Ordnung, nachdem was mir ein madagassischer Arbeitskollege gesagt hat. Ein bisschen suspekt war mir allerdings, dass wir für unser Gepäck auf dem Dach auch eine Gebühr bezahlen mussten. Unser "Sitzplatz" - wenn man das denn so nennen kann - war auch nicht der bequemste. Wir mussten nämlich in der freien Lücke zwischen zwei Sitzen Platz nehmen, auf zwei Eisenstangen sozusagen. Das kommt halt davon, wenn man in der ganzen Hektik die Fahrt bezahlt, ohne zuerst ins Taxi-B zu schauen. Aber zum Glück war die Fahrt nicht so lange und so mussten wir auch nicht auf das nächste Taxi-B warten.
Wie mir allerdings eine Mitfahrerin gesagt hat, wurden wir ziemlich abgezockt. Erstens haben wir für die Fahrt zu viel bezahlt und ausserdem müsste man für das Gepäck normalerweise nichts zusätzlich bezahlen.

Lektion Nummer 1: vor dem Bezahlen sich über die freien Sitzplätze erkundigen.
Lektion Nummer 2: vor dem Bezahlen einen anderen Mitreisenden nach dem wirklichen Preis fragen.

Antsirabe - Fianarantsoa
Mit der Abzocke noch nicht genug. In Antsirabe hat uns ein Typ gesagt, dass er am nächsten Tag nach Fianarantsoa fahren würde. Da wir nicht wieder solche schlechten Sitzplätze haben wollten, reservierten wir zwei Plätze und mussten dafür natürlich eine kleine Anzahlung machen. Am nächsten Tag war von dem Typen bei der Busstation natürlich keine Spur. Da haben wir dann auch erfahren, dass man Reservationen beim dafür zuständigen Kassenhäuschen machen muss und da auch eine Quittung erhält.
Da haben wir es also tatsächlich vollbracht, uns innerhalb von 12 Stunden wie absolute Grünschnäbel ausnehmen zu lassen. Es waren zwar nur kleine Beträge die niemandem weh tun, aber es wurmt einen halt trotzdem.

Lektion Nummer 3: Plätze für das Taxi-B nur bei der zuständigen Kasse reservieren und wenn nötig eine Quittung verlangen.


Fianarantsoa - Manakara

In Fianarantsoa waren wir in einem gemütlichen kleinen Hotel. Ein Wächter des Hotels hat uns angeboten, für uns die Zugbillets zu kaufen. Da man die Plätze nicht reservieren kann, hätten wir sehr früh am Dienstag Morgen am Bahnhof sein müssen. Jetzt die grosse Frage: Nachdem man am ersten Tag der Reise schon zweimal gelinkt wurde, drückt man am zweiten Tag einem Typen den ganzen Kaufpreis der Billetts in die Hand oder nicht? Wir haben das aber dann gemacht und wurden auch nicht enttäuscht. Darum:

Lektion Nummer 4: Traue den Hotelangestellten, denn sie wollen nur dein Bestes.


Die Zugfahrt selbst war der absolute Oberhammer! Wir sind natürlich 2. Klasse gefahren. Nicht um Geld zu sparen, sondern um mit den ganzen Madagassen zusammen zu sitzen. In der 1. Klasse fahren vor allem Touristen - und obwohl ich nur ein Jahr hier bin, bezeichne ich mich nicht als Tourist. Natürlich bin ich auch kein Madagasse, möchte aber so viel wie möglich vom Land und der Kultur mitbekommen, darum zweite und nicht erste Klasse. Daher waren wir die einzigen vazaha, also Ausländer/Fremde/Weisse in dem Wagon, was ganz lustig ist. So kommt man schnell mal mit den Madagassen ins Gespräch - und das obwohl ich kaum madagassisch spreche und sie zum Teil kein französisch.


Der Zug hält dann an vielen kleineren Dörfern an, wo Frauen und Kinder ihre Sachen verkaufen - Früchte, Fisch, Gebäck, etc. Dort kann man je nach Länge der Haltes kurz Aussteigen oder einfach vom Fenster aus etwas feines kaufen. In einem Dorf haben sie anscheinend dermassen viele Mandarinen, dass ich einem Mädchen einen Bund von 21 Mandarinen für umgerechnet 5 Rappen abkaufen konnte - und das, ohne märten zu müssen. Ich war wirklich überrascht, wie billig die Sachen zum Teil sind.


Die Kinder sind auch immer sehr froh über Geschenke wie Kleider, Stifte oder leere PET Flaschen. Geld würden sie natürlich auch nehmen, aber das gebe ich aus Prinzip nicht.
Mit all den Stops gingen die 9 Stunden Fahrt recht schnell vorbei.

Manakara - Mananjary

In Manakara hatten wir für zwei Nächte einen schönen Bungalow in einer Hotelanlage direkt am Meer. Der Strand war sehr schön, aber das Wetter zu kalt zum Baden. Aber das wird glaube ich auch nicht unbedingt empfohlen, anscheinend soll es dort Haie geben.


Nach Mananjary fuhren wir wieder mal mit dem Taxi-B. Diesmal hatten wir echt nette Fahrer und wurden weder beim Preis, noch bei der Reservation irgendwie übers Ohr gehauen. Am Donnerstag Morgen haben sie uns sogar beim Hotel abgeholt und in Mananjary die Bootsanlegestelle und das Hotel gezeigt.


Mananjary - Nosy-Varika
In Mananjary sind wir dann ein bisschen länger geblieben als geplant. Erstens war das MAF Flugzeug nicht am Sonntag, sondern erst am Dienstag in Nosy-Varika. Somit haben wir zwei Tage gewonnen. Und zweitens haben wir am Sonntag das Schiff nach Nosy-Varika verpasst. Wer kann auch ahnen, dass in Madagaskar ein Schiff pünktlich abfährt... Wie wir aber am Montag festgestellt haben, kann man sich auch darauf nicht verlassen, denn da haben wir wieder gewartet.
Das Gute am Verpassen des Bootes war dafür, dass wir so richtig schönes Wetter hatten und den ganzen Tag am Strand und im Wasser sein konnten.


Lektion Nummer 5: in Madagaskar kann ein Gefährt pünktlich abfahren, aber meistens erst später. Und die Fahrt dauert immer länger als sie einem sagen.



Die Bootsfahrt war auch super. Es ist so, dass jeder ein bisschen Reis mitnimmt, welcher dann von der Besatzung gekocht wird. Gegessen wird also auf dem Boot. Aber zwischendurch haben wir an Dörfern haltgemacht, um jemanden rauszulassen oder aufzuladen. So konnte man sich ein bisschen die Beine vertreten. Ausserdem konnte man auf das Dach des Bootes gehen, falls einem die Holzbänke mal zu hart wurden.




Nosy-Varika - Tana

Die Landebahn in Nosy-Varika ist ein bisschen abseits des Dorfes, darum mussten wir etwa 6km herrlichen Sandweg zurücklegen. Zum Glück hatten wir ein Quadbike zur Verfügung, welches der MAF gehört und noch in Nosy-Varika abgestellt war. Das hat dann echt Spass gemacht, auf jeden Fall besser als marschieren :-)

Im Grossen und Ganzen war die Reise absolute Klasse, trotz der eher unschönen Abzockereien! Das wird mir aber nicht mehr so schnell passieren, man lernt ja dazu. Als Weisser muss man sich halt ein bisschen ins Zeug legen, um nicht abgezockt zu werden.

Die Fotos waren wieder mal gesponsert von Tilman, da es bei mir ja mal wieder länger dauert. Falls dann ein paar zeigenswerte dabei sind, werde ich das nachholen.

Gestern war ich übrigens mit unseren beiden Piloten in Tuléar. Auf dem Weg dorthin sind wir ein paar kleinere Dörfer angeflogen und haben dann in Tuléar übernachtet. Heute wieder das gleiche, einfach in die andere Richtung. Die letzten zwei Wochen hatte ich es wirklich sehr locker.

Ciao

Matthias

4 Kommentare:

  1. Ciao Matthias
    Einfach Klasse dein Bericht. Die Lektionen werden dich wohl noch ein bisschen begleiten! Wie war eigentlich das Essen? Die TaxiB sehen ja komfortabel aus, jedoch das Boot?! Wie ist das wenn ihr in einem Dorf seid, habt ihr schnell Kontakt zu den Einheimischen? Wie geht es den Menschen im Süden, spüren sie etwas von der politischen Lage?
    Häbs guet u as schöns Wucheend
    Mami

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  2. Hallo,

    Das Essen war immer gut. Manchmal waren wir in ein bisschen "nobleren" Restaurants, manchmal in kleinen madagassischen Lokalen. Gut war es aber immer.
    Ich würde eher sagen, dass das Boot komfortabler war. Weil dort kann man wenigstens rumlaufen, aufs Dach klettern und sich hinlegen wenn man will. Im Taxi-B ist man halt einfach auf seinem Sitz. Aber wenn man gute Plätze hat, dann ist auch das recht komfortabel.
    Also man kann schon recht schnell mit den Leuten ins Gespräch kommen, wenn man das will. Vorallem die Kinder machen meist den ersten Schritt indem sie dich mit "Bonjour vazaha" grüssen. Dann grüsst du halt zurück und redest ein bisschen mit ihnen wenn du willst.
    Tja die politische Lage spüren wahrscheinlich alle ein bisschen, wie stark ist aber schwer zu sagen. Was ich auf unserer Reise festgestellt habe war, dass nicht sehr viele Touristen unterwegs sind. Ob das jetzt ausschliesslich mit der politischen Lage oder auch mit der Jahreszeit zu tun ist aber schwer abzuschätzen.

    Ciao

    Matthias

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  3. Hallo Matthias
    Diese Reise muss wirklich spannend und abenteuerlich gewesen sein. Man lernt natürlich Land und Leute am besten kennen, wenn man abseits der Touristenströme auf eigene Faust unterwegs ist. Dass man dabei auch unliebsame Erfahrungen machen muss (Abzockerei usw.) ist wohl kaum zu vermeiden. Aber wie du geschrieben hast, aus Fehlern lernt man.
    Wir waren letzte Woche auch unterwegs. Wir haben uns mit Biken, Wandern und Wellnessen im Zillertal vom Arbeitsalltag erholt.
    Witerhin aus Gueta ùn a gueti Zit!
    Papi & Ursula

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  4. Hallo,

    Ja das ist so. Es war ein tolles Erlebnis, auch trotz der schlechteren Erfahrungen. Die gehören hier halt auch dazu. Das Gute daran ist, dass man "gezwungen" wird, sich zu wehren, respektive denen auf madagassisch klarzumachen, wo der Hammer hängt und dass man nicht gewillt ist, Touristenpreise zu bezahlen. So lernt man Schritt für Schritt die Sprache besser. Hat also auch etwas Positives.

    Bye

    Matthias

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