Mittwoch, 29. September 2010

Miraflores

Das Stadtviertel, in dem ich wohne, heisst Miraflores. Es ist ein ruhiges Viertel, durch das man auch nachts ohne Angst haben zu müssen schlendern kann. Es ist sehr sauber, hat viele Hotels, Restaurants, Supermärkte und natürlich Touristen (in der Nähe meines Hauses hat es zwei Jugendherbergen). Der Kontrast zu Quartieren wie zum Beispiel Pamplona ist dementsprechend gross (mehr Bilder von letzterem werden im nächsten Artikel folgen). Hier einige Bilder vorwiegend aus meiner näheren Umgebung:

Ein Teil unseres Hauses (oben sieht man mein Fenster). Viel Grün haben wir nicht, von einem Garten ganz zu schweigen. Dafür blühen die Blumen am Zaun schön...

Ein ruhiger Abend unter der Woche, an dem etwas gekocht und getrunken wird.

An jeder Ecke gibt es "Chremerläde", wie man sie bei uns leider je mehr je weniger sieht...

Die Strassen in Lima sind schachbrettartig angeordnet, was oft bei der Orientierung (welche bei mir glaube ich schlecht ausgeprägt ist :-) hilft.

In einem Micro (Bus für zirka 25-30 Personen)...

Ein Combi.

Ein kleiner Imbissstand im "Parque Central de Miraflores", wo man allerhand leckere Sachen kaufen kann.

So, jetzt freue ich mich auf die morgige Reise nach Cuzco und den weltberühmten Machu Picchu!

Bis bald

Mittwoch, 22. September 2010

Ein Nachmittag im Zentrum von Lima

Heute zeige ich einige Bilder vom Stadtzentrum, als Sayo und ich vor ein paar Wochen dort waren. Zuerst aber einige Neuigkeiten, Erlebnisse und sonstiges Wissenswertes:
  • Mittwochs arbeite ich neuerdings in der Bibliothek in Pamplona, statt Ernährungskurse zu leiten (erstens kann meine Kollegin diese problemlos alleine durchführen und zweitens macht mir die Arbeit mit den Kindern mehr Spass. Ausserdem weiss ich wohl mehr über Englisch und Mathematik als über Ernährung... :-). Meine Woche sieht also jetzt folgendermassen aus: Sonntags Computer-, Mathematik- und Englischunterricht, montags Kochkurs (übrigens kommen Schweizer Rezepte wie Häpperestock mit Ragout, Älplermagronen und Rösti hier sehr gut an ;-), dienstags Computernetzwerk warten/verbessern, mittwochs und freitags Bibliothek in Pamplona, donnerstags und samstags frei. Zwischen Montag und Mittwoch gehe ich abends auch jeweils ein bis zweimal mit an eine Schule, um Ateliers durchzuführen (wie im letzten Bericht beschrieben). Schon bald wird ein detaillierter Bericht über die Bibliothek folgen.
  • Peruaner sind absolute Ess- und Kochfanatiker. Ich habe noch nie Leute kennen gelernt, bei denen sich so viel ums Essen dreht. Sie können stundenlang über dieses Thema diskutieren. Letztens fand hier in Lima ein Grossereignis statt, welches sich "Mistura" nennt. Die "Mistura" ist vergleichbar mit dem Comptoir oder der Düdex, mit dem Unterschied, dass an der "Mistura" ausschliesslich Restaurants vertreten waren. Dort konnte man nach Herzenslust verschiedenste Spezialitäten kosten. Da ich aber längst nicht so verfressen wie meine Mitbewohner bin, habe ich mich schnell mehr für die Ausstellung von Kartoffeln interessiert als für die Essstände. In Peru gibt es nämlich über 2500 Kartoffelsorten, von denen man an dieser Ausstellung mehrere Hundert betrachten konnte. Echt interessant!
  • Im Oktober finden in Peru Wahlen statt. In Lima zum Beispiel werden die Bürgermeister der verschiedenen Bezirke gewählt. Interessant ist, dass es in Peru die "ley seca" gibt, also das Gesetzt, welches besagt, dass 48 Stunden vor der Wahl bis 24 Stunden nach der Wahl kein Alkohol verkauft und an öffentlichen Orten auch nicht konsumiert werden darf. Dies hat natürlich zum Ziel, dass die Wahlen glatt über die Bühne gehen. Denn anders als bei uns in der Schweiz sind die peruanischen Bürger per Gesetz dazu verpflichtet abzustimmen! Eine Stimmbeteiligung von unter 50% wie zum Teil bei uns in der Schweiz gibt es hier also nicht.
  • Nächste Woche, vom Donnerstag 30. September bis Montag 4. Oktober werde ich mit einer Arbeitskollegin eine kleine Reise unternehmen. Und zwar gehts nach Cuzco, von wo aus wir unter anderem den Machu Picchu besichtigen werden. Ich freue mich sehr darauf, dem Grossstadtmief Limas mal für ein paar Tage zu entkommen und wieder mal zu erleben, was "Natur" eigentlich ist. Auch hiervon werden zur gegebenen Zeit Bilder folgen.
  • Schon zweimal habe ich Post bekommen, scheint also gut zu funktionieren. Darum hier meine Adresse für diejenigen, die es interessiert: Coronel Inclan 337, Miraflores, Lima.
Nun aber genug gelesen, ab zu den Bildern:

Wie in den Meisten Ländern dieser Welt ist auch hier Fussball sehr beliebt.

Plaza St. Martin.

Ein finde ich gelungenes Selbstporträt von Sayo und mir im berühmten Hotel Bolivar bei einem Pisco Sour. Dies ist ein Getränk, welches unter anderem aus Pisco (Likör aus Weintrauben), Limonensaft und Eiweiss zubereitet wird.

Viel begangene Flanier- und Einkaufstrasse.

Plaza de Armas mit Sicht auf die Kathedrale.

Diese Balkone sind typisch für die Zeit der Kolonialisierung durch die Spanier und gehören zum Stadtbild.

Der Präsidentenpalast.

Zuschauer bei einer Zeremonie vor dem Präsidentenpalast.

So, nun aber genug für heute. Ihr hört bald wieder von mir.

Ciao

Sonntag, 12. September 2010

Abendschule

Zur Erinnerung: die "Casa de Panchita" (Organisation, für welche ich arbeite), setzt sich für die Hausangestellten in Lima ein. Oft kommen Frauen (und Mädchen) vom Land in die Stadt, um zu studieren und zu arbeiten (fast ein Drittel der peruanischen Bevölkerung lebt in Lima). Meist werden die gesetzlich festgelegten Rechte der Arbeiterinnen nicht respektiert: angefangen bei ungenügender Bezahlung (welche bei mindestens 200 CHF pro Monat liegen sollte), Nichteinhalten der Ruhezeiten (die meisten Frauen/Mädchen leisten weit mehr als 8 Stunden pro Tag), über gefängnisähnliche Zustände (oft dürfen die Frauen das Haus am Wochenende nicht einmal verlassen), bis hin zu Demütigungen, körperlicher Gewalt und Missbrauch, müssen diese Arbeiterinnen so alles erdulden. Dazu kommt noch die Trennung von ihrer Familie, mit welcher sie zum Teil nicht mal kommunizieren dürfen. Für sie hat darum die "Casa de Panchita" mehr als nur einen Nutzen: einerseits können sie ihren Sonntag dort verbringen, ihre Hausaufgaben erledigen, Neues lernen und mit anderen Leuten zusammen sein - andererseits wird ihnen Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz und bei der Stellensuche angeboten.

Um die Hausangestellten auf ihre Rechte aufmerksam zu machen und ihnen die "Casa de Panchita" näher zu bringen, besuchen wir - ich sage wir, denn im Moment bin ich ja auch dabei :-) - regelmässig verschiedene Schulen. Dies natürlich abends, denn die Frauen arbeiten ja tagsüber. Man muss sich das so vorstellen: die Frauen/Mädchen arbeiten von morgens bis abends, gehen dann von 18:00 bis 22:00 in die Schule und wenn sie Pech haben müssen sie danach noch das Geschirr vom Abendessen spülen. Da kann man sich mal ausrechnen, wie viel Zeit zum Beispiel für die Hausaufgaben bleibt. Und die jüngsten dieser Mädchen sind gerade mal 12 Jahre alt...
Trotz der nicht immer leichten Situation dieser Mädchen macht die Arbeit an den Schulen Spass. Vergangene Woche zum Beispiel ging es für uns darum, von ihren Problemen zu erfahren. Dazu haben wir am Anfang 4 Szenen vorgespielt (ich war nur Zuschauer, so weit wird es nicht kommen, dass ich Theater spiele :-), mit denen sich die Mädchen unter Umständen identifizieren können (Einsamkeit, Erschöpfung durch die viele Arbeit, etc.). Danach mussten sie auf einem Blatt mit 10 dargestellten Situationen diejenigen ankreuzen, die auf sie zutrafen. Unsere Aufgabe war es dann, mit den Mädchen zu reden und Fragen betreffend ihrer Arbeit/Schule/Familie/Wohlbefinden/etc. zu stellen. Es gibt selten ein Mädchen, das keine Probleme hat... Gut, ich als Mann und Ausländer gehe natürlich mit einem gewissen Handicap in diese Gespräche. Darum erzählen mir die meisten wohl viel weniger als zum Beispiel einer unserer Psychologinnen, die auch immer mit von der Partie ist. Wenn ich aber merke, dass die Barriere zu gross ist, erzähle ich einfach etwas über die Schweiz oder die "Casa de Panchita", das interessiert sie dann meistens schon. So ist schlussendlich allen gedient.

Auch von diesem Teil der Arbeit werden Fotos folgen. Diese Woche müsst ihr aber mit älteren vorlieb nehmen.

Im Vordergrund die Pachamanca, welche ich im ersten Artikel erwähnt habe.

Noch ein Bild von einem Grillfest bei uns.

Ein Sonntag in "La Casa de Panchita". Hier ein Handarbeits-Atelier.

Das Haus ist im Grossen und Ganzen schön farbig und voller Pflanzen, wie man hier sehen kann.

Ach ja, ich habe gemerkt, dass mein Natel nicht mehr richtig funktioniert. Das erklärt, warum die SMS von einigen Leuten nicht angekommen sind (und nicht damit, dass ich zu faul gewesen wäre, zurückzuschreiben). Also bis auf weiteres keine SMS mehr schicken (falls es jemand im Sinn hatte).

Schöne Woche

Matthias

Montag, 6. September 2010

Diverse Eindrücke von Lima

Wie ihr wisst, bin ich mittlerweile auch psychisch hier angekommen und der Alltag hat mich mehr oder weniger eingeholt. Darum für heute mal mehr Bilder als Text, damit ihr verschiedene Eindrücke von Lima bekommt:

Die öffentlichen Verkehrsmittel bestehen aus Taxis, colectivos (Taxi, das von mehreren Leuten geteilt wird und eine bestimmte Route fährt), combis (grössere Busse) und micros (kleinere Busse mit etwa zehn Plätzen). Hier das Bild von einem combi.

Schuhputzer in Lima. Ich habe diesen Service auch schon in Anspruch genommen. So hat man wieder saubere, glänzende und imprägnierte Schuhe - und das "für’n Appel und ’n Ei".

Ein Bild des zum Teil fürchterlichen Verkehrs hier in Lima.

Blick entlang der Küste Limas. Ich freue mich schon auf den Strand im Sommer...

Parque del amor...

Ein Maler bei der Arbeit.

Der Zeitungsverkäufer an der Ecke.

Schöne Woche

Matthias

Mittwoch, 1. September 2010

Pamplona

Jeden Freitag Nachmittag arbeite ich in einem ärmeren Stadtteil, "Pamplona". Dort hat "La Casa de Panchita" ein kleines Lokal gemietet, welches als Bibliothek und Aufenthaltsraum für die Kinder dient. Dort können sie spielen, malen und mit Hilfe von Leuten wie mir ihre Hausaufgaben erledigen.

Dieser Stadtteil ist dadurch entstanden, dass Familien in der Zeit des Terrorismus in Peru vom Gebirge nach Lima geflüchtet sind und sich in unbesiedelten Gebieten in Stadtnähe niedergelassen haben. So sind diese Siedlungen nach und nach gewachsen und zu einem grossen Stadtteil geworden. Prekär war lange die Situation der Leute, da sie zum Beispiel ohne fliessendes Wasser und Strom gelebt haben. Dies hat sich mittlerweile zwar verbessert, doch der Unterschied zwischen den reicheren Quartieren Limas und Pamplona ist noch immer krass. Und dadurch, dass in gewissen Familien beide Elternteile arbeiten müssen, um die zum Teil zahlreichen Kinder durchzubringen, müssen sich dann jeweils die älteren Kinder um die jüngeren kümmern. Das führt dazu, dass eben jene Kinder nicht in die Schule können. Wenig Bildung - wenig Chancen im Berufsleben - ein Teufelskreis.

Hier bei einem Besuch einer Familie, um sie auf das Angebot der Bibliothek aufmerksam zu machen und sich nach den Kindern zu erkundigen. In dieser Familie arbeitet glücklicherweise nur der Vater, die Mutter kümmert sich um die Kinder (5 an der Zahl, wenn ich mich nicht täusche).


Die Strassen von Pamplona, an jeder Ecke trifft man herrenlose Köter an...

Dies waren erste Eindrücke von Pamplona, mehr werden noch folgen, auch von der Bibliothek.

Ein anderes Thema hier ist Zeit und Pünktlichkeit. Dazu zwei Stories:

Christian wurde für eine Veranstaltung gebucht, um Fotos zu schiessen. Er sollte um 7:00 morgens erscheinen. Davor hat er sich nochmals erkundigt, ob es wirklich um 7:00 sei oder er erst später benötigt würde. Nein, nicht später, um 7:00 solle er dort sein. Gut, um 6:55 stand er auf der Matte, die Veranstaltung natürlich noch weit vom Beginn entfernt (die Leute waren alle noch am Vorbereiten). Angefangen hat das ganze dann erst um 9:00. Als er die Organisatorin darauf ansprach, meinte sie: "Ich habe dir gesagt, um 7:00 Uhr zu kommen, damit du um 9:00 da bist". Tja, hier verliert, wer pünktlich ist...

Mir ist es innerhalb von wenigen Tagen passiert, dass ich einen Kurs (oder einen Teil davon) vorbereitet habe und dann am Tag X die Leute nicht gekommen sind. Das ist dann schon ein bisschen frustrierend, wenn man sich schon die Mühe der ganzen Vorbereitung macht. Aber gut, beschäftige ich mich halt anderweitig und führe den Kurs das nächste mal durch.

Was dieses Thema anbelangt sehe ich doch Parallelen zwischen Peru und Madagaskar :-).

So fertig für heute, schon bald ist Essenszeit.

Ciao

Matthias