Zur Erinnerung: die "Casa de Panchita" (Organisation, für welche ich arbeite), setzt sich für die Hausangestellten in Lima ein. Oft kommen Frauen (und Mädchen) vom Land in die Stadt, um zu studieren und zu arbeiten (fast ein Drittel der peruanischen Bevölkerung lebt in Lima). Meist werden die gesetzlich festgelegten Rechte der Arbeiterinnen nicht respektiert: angefangen bei ungenügender Bezahlung (welche bei mindestens 200 CHF pro Monat liegen sollte), Nichteinhalten der Ruhezeiten (die meisten Frauen/Mädchen leisten weit mehr als 8 Stunden pro Tag), über gefängnisähnliche Zustände (oft dürfen die Frauen das Haus am Wochenende nicht einmal verlassen), bis hin zu Demütigungen, körperlicher Gewalt und Missbrauch, müssen diese Arbeiterinnen so alles erdulden. Dazu kommt noch die Trennung von ihrer Familie, mit welcher sie zum Teil nicht mal kommunizieren dürfen. Für sie hat darum die "Casa de Panchita" mehr als nur einen Nutzen: einerseits können sie ihren Sonntag dort verbringen, ihre Hausaufgaben erledigen, Neues lernen und mit anderen Leuten zusammen sein - andererseits wird ihnen Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz und bei der Stellensuche angeboten.
Um die Hausangestellten auf ihre Rechte aufmerksam zu machen und ihnen die "Casa de Panchita" näher zu bringen, besuchen wir - ich sage wir, denn im Moment bin ich ja auch dabei :-) - regelmässig verschiedene Schulen. Dies natürlich abends, denn die Frauen arbeiten ja tagsüber. Man muss sich das so vorstellen: die Frauen/Mädchen arbeiten von morgens bis abends, gehen dann von 18:00 bis 22:00 in die Schule und wenn sie Pech haben müssen sie danach noch das Geschirr vom Abendessen spülen. Da kann man sich mal ausrechnen, wie viel Zeit zum Beispiel für die Hausaufgaben bleibt. Und die jüngsten dieser Mädchen sind gerade mal 12 Jahre alt...
Trotz der nicht immer leichten Situation dieser Mädchen macht die Arbeit an den Schulen Spass. Vergangene Woche zum Beispiel ging es für uns darum, von ihren Problemen zu erfahren. Dazu haben wir am Anfang 4 Szenen vorgespielt (ich war nur Zuschauer, so weit wird es nicht kommen, dass ich Theater spiele :-), mit denen sich die Mädchen unter Umständen identifizieren können (Einsamkeit, Erschöpfung durch die viele Arbeit, etc.). Danach mussten sie auf einem Blatt mit 10 dargestellten Situationen diejenigen ankreuzen, die auf sie zutrafen. Unsere Aufgabe war es dann, mit den Mädchen zu reden und Fragen betreffend ihrer Arbeit/Schule/Familie/Wohlbefinden/etc. zu stellen. Es gibt selten ein Mädchen, das keine Probleme hat... Gut, ich als Mann und Ausländer gehe natürlich mit einem gewissen Handicap in diese Gespräche. Darum erzählen mir die meisten wohl viel weniger als zum Beispiel einer unserer Psychologinnen, die auch immer mit von der Partie ist. Wenn ich aber merke, dass die Barriere zu gross ist, erzähle ich einfach etwas über die Schweiz oder die "Casa de Panchita", das interessiert sie dann meistens schon. So ist schlussendlich allen gedient.
Auch von diesem Teil der Arbeit werden Fotos folgen. Diese Woche müsst ihr aber mit älteren vorlieb nehmen.
Im Vordergrund die Pachamanca, welche ich im ersten Artikel erwähnt habe.