Sonntag, 12. September 2010

Abendschule

Zur Erinnerung: die "Casa de Panchita" (Organisation, für welche ich arbeite), setzt sich für die Hausangestellten in Lima ein. Oft kommen Frauen (und Mädchen) vom Land in die Stadt, um zu studieren und zu arbeiten (fast ein Drittel der peruanischen Bevölkerung lebt in Lima). Meist werden die gesetzlich festgelegten Rechte der Arbeiterinnen nicht respektiert: angefangen bei ungenügender Bezahlung (welche bei mindestens 200 CHF pro Monat liegen sollte), Nichteinhalten der Ruhezeiten (die meisten Frauen/Mädchen leisten weit mehr als 8 Stunden pro Tag), über gefängnisähnliche Zustände (oft dürfen die Frauen das Haus am Wochenende nicht einmal verlassen), bis hin zu Demütigungen, körperlicher Gewalt und Missbrauch, müssen diese Arbeiterinnen so alles erdulden. Dazu kommt noch die Trennung von ihrer Familie, mit welcher sie zum Teil nicht mal kommunizieren dürfen. Für sie hat darum die "Casa de Panchita" mehr als nur einen Nutzen: einerseits können sie ihren Sonntag dort verbringen, ihre Hausaufgaben erledigen, Neues lernen und mit anderen Leuten zusammen sein - andererseits wird ihnen Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz und bei der Stellensuche angeboten.

Um die Hausangestellten auf ihre Rechte aufmerksam zu machen und ihnen die "Casa de Panchita" näher zu bringen, besuchen wir - ich sage wir, denn im Moment bin ich ja auch dabei :-) - regelmässig verschiedene Schulen. Dies natürlich abends, denn die Frauen arbeiten ja tagsüber. Man muss sich das so vorstellen: die Frauen/Mädchen arbeiten von morgens bis abends, gehen dann von 18:00 bis 22:00 in die Schule und wenn sie Pech haben müssen sie danach noch das Geschirr vom Abendessen spülen. Da kann man sich mal ausrechnen, wie viel Zeit zum Beispiel für die Hausaufgaben bleibt. Und die jüngsten dieser Mädchen sind gerade mal 12 Jahre alt...
Trotz der nicht immer leichten Situation dieser Mädchen macht die Arbeit an den Schulen Spass. Vergangene Woche zum Beispiel ging es für uns darum, von ihren Problemen zu erfahren. Dazu haben wir am Anfang 4 Szenen vorgespielt (ich war nur Zuschauer, so weit wird es nicht kommen, dass ich Theater spiele :-), mit denen sich die Mädchen unter Umständen identifizieren können (Einsamkeit, Erschöpfung durch die viele Arbeit, etc.). Danach mussten sie auf einem Blatt mit 10 dargestellten Situationen diejenigen ankreuzen, die auf sie zutrafen. Unsere Aufgabe war es dann, mit den Mädchen zu reden und Fragen betreffend ihrer Arbeit/Schule/Familie/Wohlbefinden/etc. zu stellen. Es gibt selten ein Mädchen, das keine Probleme hat... Gut, ich als Mann und Ausländer gehe natürlich mit einem gewissen Handicap in diese Gespräche. Darum erzählen mir die meisten wohl viel weniger als zum Beispiel einer unserer Psychologinnen, die auch immer mit von der Partie ist. Wenn ich aber merke, dass die Barriere zu gross ist, erzähle ich einfach etwas über die Schweiz oder die "Casa de Panchita", das interessiert sie dann meistens schon. So ist schlussendlich allen gedient.

Auch von diesem Teil der Arbeit werden Fotos folgen. Diese Woche müsst ihr aber mit älteren vorlieb nehmen.

Im Vordergrund die Pachamanca, welche ich im ersten Artikel erwähnt habe.

Noch ein Bild von einem Grillfest bei uns.

Ein Sonntag in "La Casa de Panchita". Hier ein Handarbeits-Atelier.

Das Haus ist im Grossen und Ganzen schön farbig und voller Pflanzen, wie man hier sehen kann.

Ach ja, ich habe gemerkt, dass mein Natel nicht mehr richtig funktioniert. Das erklärt, warum die SMS von einigen Leuten nicht angekommen sind (und nicht damit, dass ich zu faul gewesen wäre, zurückzuschreiben). Also bis auf weiteres keine SMS mehr schicken (falls es jemand im Sinn hatte).

Schöne Woche

Matthias

6 Kommentare:

  1. Hallöchen Geburtstagskind
    Zu deinen 25 Jährleni gratulieren wir dir alle ganz herzlich. Mögest du einen wunderbaren Tag in der Ferne verbringen!(U ig hoffe, dass de nächscht Geburtstag ummi amau ide Schwiiz gfieret wird.).
    Dein Bericht berührt sehr. Es ist für uns kaum vorstellbar, was diese Frauen und Mädchen alles auf sich nehmen. Umsomehr finde ich es eine sinnvolle Aufgabe, ihnen zu helfen. Oder besser gesagt, sie über ihre Möglichkeiten und Rechte aufzuklären. Dazu wünsche ich dir weiterhin viel "Gspüri" und wunderbare Erfahrungen!
    Herzlichst grüsst dich: Jonas Elia, Thomas, Raphael und Mami
    PS: Neuerdings schreibe ich auch noch nach Brasilien!! Cindy hat mir geschrieben. Äs hett mi wäuts gfreut! Und Jonas hat diese Woche sein erstes Mail auf französisch an Thania geschrieben. Ist das nicht toll?

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  2. Hallo Mättu
    Obwou bü üs de autag im gliiche stil witer luuft wie oscho, wimer jubilare vu übersee niid vergässe. Sicher wärde wir uf di geburtstag a stosse (solanges no cardinal git) u dadebi di einti oder anderi anektote us de vergangehiit womer mit dir erläbt hi hervorhole u zum beste gäh. o we mengisch niid vöu nachrichte zu dir stosse us üsum ländli, so deiche u rede wir trotzdäm vu dir, vu där ziit wodu mit üs verbracht hesch. I wünsche dir no ganz a schöna geburtstag, nach mir rächnig heschu no paar stunn, u gueti gsunnhiit i däm für üs frene land.
    Gruess Mänu

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  3. @mami
    ja mier isch gester o ufgfale, dasi scho de dritt geburtstag i de färni verbringe. mau gugge öbis nächts jahr schaffe, dehim z sii.
    schön schön, guet füre jonas chaner sis französisch chli bruche, füneni super!

    @mänu
    merci vöu mau. het mi huere gfröit vo dier z köre! ja i wiis scho sitter nid grad schribwüetegi tüüfle, därum isches schön z wüsse gani nid grad ganz vergässe :-)
    machs witerhin guet mit de schu u o schüsch näb de püez. la ali la grüesse

    höuba

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  4. Hallo Matthias
    Dieser Bericht ist wirklich ergreifend. Uns würde noch interessieren, wie viele Mädchen die Angebote der "Casa de Panchita" nutzen. Wir wünschen dir weiterhin viele interessante Gespräche.
    Liebe Grüsse
    Papi & Ursula

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  5. @papi,

    hmm schwer z säge. as chunnt ja nid jedi jeda sunntig, u as blibe ja o nid ali de ganz tag. aber so gäg di 100 wärdes awä scho si, pro sunntig. cha aber o si, dass mau nume haub so vöu chäme... u z.b. i de bibliothek mache si o jeda samstig a aktivität mit ca. 20-30 chinn.

    lieba gruess

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  6. coucou, vraiment intéressant toutes les facettes de ton travail là-bas! C'est un merveilleux apprentissage de la vie pour toi...et quelle richesse...personne pourra jamais t'enlever ça!!! Tu vas faire un bond en avant en matière de maturité, tu les aide, et elles t'aident! Un échange de richesses!!!
    Te souhaite de faire de belles rencontres. Antoinette

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