Freitag, 28. August 2009

Von Gendarmen, Digicams und gerupften Hühnern

Diese Woche ist eigentlich nicht besonders viel passiert. Am Nennenswertesten ist fast das, was eben nicht passiert ist. Und zwar hätten wir einen coolen Ausflug nach Tamatave an der Ostküste machen können/sollen. Dort ist nämlich per Frachter der Container des neuen MAF Chefs eingetroffen (Jakob und seine Familie gehen im Dezember nach Deutschland zurück). Im Container befinden sich ein Auto und sonstige Gegenstände der Familie. Darum wollten wir mit einem leeren Auto runter- und dann mit zwei vollen Autos wieder zurückfahren. Wie so oft hier in Madagaskar - eigentlich sollte es mich ja schon lange nicht mehr erstaunen - dauerte der Papierkram viel länger als geplant. Darum fahren wir also erst nächsten Dienstag oder Mittwoch für zwei Tage nach Tamatave.

Ein Fischer bei der Arbeit in Mananjary.

Jetzt auch noch einige mehr oder weniger nennenswerte Sachen, welche tatsächlich passiert sind. Am Mittwoch ist eine Reisegruppe von Südafrika kommend hier in Tana gelandet, um dann gleich nach Île Sainte Marie weiterzufliegen. Da einer meiner Kollegen etwas bei sich hatte, was er dieser Gruppe mitgeben musste und da er kein madagassisch oder französisch spricht, habe ich ihn begleitet. Meine schlaue Idee war, die Leute gleich am Flugzeug abzufangen, damit wir nicht warten mussten, bis sie durch den Zoll und alles sind (ausserdem war ich mir nicht sicher, ob sie nicht direkt umsteigen würden). Ich also meinen Badge montiert (denn tatsächlich darf ich in diesen Bereich, warum auch immer) und los sind wir. Dort war auch ein Wachmann, welcher uns passieren liess. Soweit so gut. Bis wir dann aber beim Flugzeug angekommen sind wurden wir von mehreren Arbeitern angehalten, welche sich beschwert haben, dass wir keine Leuchtweste trugen (aha, gut zu wissen dass man das braucht, vor allem nachdem man kontrolliert wurde). Der eine hat dann noch etwas von mangelnder Disziplin gemurmelt und gesagt, wir sollen ins Büro der Gendarmerie gehen. Gesagt, getan. Dort mussten wir uns dann eine Predigt in madagassisch anhören, von welcher ich mehr als die Hälfte nicht verstanden habe (der Trick: zwischendurch nicken und so tun als hätte man alles begriffen). Langer Rede kurzer Sinn: Leuchtweste tragen, bevor man auf das Rollfeld geht.

Auf der Zugfahrt von Fianarantsoa nach Manakara.

Eine Bitte: falls jemand eine alte Digitalkamera bei sich herumstehen hat und sie nicht mehr braucht, ich kenne ein paar dankbare Abnehmer. Ein Freund von mir kommt am 23. September nach Madagaskar in die Ferien und der könnte die wahrscheinlich mitnehmen. Das gleiche gilt für einen alten Laptop, was vielleicht schon schwieriger ist, aber ich erwähne es trotzdem. Also bitte bei mir melden!

Ein Pousse-Pousse Fahrer auf der Suche nach Arbeit, fotografiert in Mananjary.

Gestern gab es bei uns zu Hause Poulet. Natürlich kann man das auch schon geschlachtet auf dem Markt kaufen. Bei uns gibt es aber das Geflügel meist frisch vom Hof. Ich finde, es ist noch interessant, wenn man das Tier von A bis Z selber zubereiten muss. Ich habe es zwar nicht selber geschlachtet und auch nicht ausgenommen. Und ich muss gestehen, gekocht habe ich es auch nicht. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich fast nichts gemacht, ausser beim Rupfen ein bisschen zu helfen. Was ich aber eigentlich sagen will, es ist halt anders, als bei uns im Coop oder der Migros ein Poulebrüstli z poschte (ein Spruch von Alistair (der Brite, mit dem ich ein paar mal in der Stadt war) und mir lautet: "Madagascar, it's different"). Zurück zum gerupften Huhn: gekocht wird natürlich fast alles, vom Kopf über den Hals bis hinunter zu den Beinen und auch gewisse Innereien. Ich bin ja was das Essen anbelangt nicht heikel, aber trotzdem nicht unglücklich, dass mir Lydie keinen Kopf oder Hühnerfuss in den Teller legt :-)

Im Taxi-B von Antsirabe nach Fianarantsoa.

Die Bilder stammen übrigens von der Reise, welche ich im Mai mit Tilman unternommen habe.

Schönes Wochenende

Matthias

3 Kommentare:

  1. Hallo Matthias
    Danke für den interessanten Bericht. Ja, die lieben Vorschriften - aber wie es so ist im Leben, man hat nie ausgelernt und das ist auch gut so.
    Kommt der neue Chef der MAF auch aus Deutschland und wie lange war eigentlich der Jakob mit seiner Familie in Madagaskar?
    Unsere Ferien sind in der Zwischenzeit auch Vergangenheit. Wir durften in Griechenland eine wunderbare Zeit erleben, doch nun hat und der Alltag wieder.
    Liebe Grüsse und eine schöne Woche
    Papi & Ursula

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  2. Zbinden-Spicher Helen1. September 2009 um 22:58

    Hallo Matthias,
    ich bin echt begeistert von deinen super Berichten aus Madagaskar und finde es toll wie du dich dort so gut integrieren kannst.Ich weiss nicht ob ich das könnte.Wir sind so verwöhnt hier und gewohnt alles zu haben.
    Ich wünsche dir weiterhin immer alles Gute und viele erlebnisreiche Momente.
    Machs guet
    Helen

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  3. hallo zäme,

    @papi
    der neue boss kommt aus holland. jakob wird ihn in den nächsten paar monaten einarbeiten. jakob war mit seiner familie glaube ich um die 13 jahre hier - eine lange zeit. seiner frau und tochter fällt es glaube ich schon schwer, nach "hause" zu gehen. aber so ist es nun mal...

    @helen
    danke helen, ich gebe mir mühe. es macht freude zu hören, dass die leute zu hause spass am lesen haben.
    tja, dass wir (zu) sehr verwöhnt sind zu hause ist klar. ich hätte allerdings auch nicht gedacht, dass es mir so leicht fällt. ich denke, wenn man gewillt und wirklich ernsthaft interessiert ist, geht das ohne problem...

    merci für euer kommentär

    matthias

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